Jugendwanderfahrt nach Prag

 

Vom 28. Juli bis 7. August machten Sportfeunde vom Wassersportclub Dresden-Loschwitz und dem Segelclub Dresden-Wachwitz eine gemeinsame Jugendwanderfahrt. Mit 5 Booten, Kutter „Ruckswilli", 15er „Gräfin Cosel", Ixylon „Gust’l" und den Piraten „Orca" und „Padua" waren 16 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 - 16 Jahre unter der Betreuung von vier Erwachsenen unterwegs. Auf der ca. 200 km langen Strecke bis Prag wurden 13 Schleusen mit einem Gesamthöhenunterschied von 55 m überwunden, die höchsten Schleusen bei Usti und Horin mit je 8 m. Die ersten Erfahrungen in den Schleusen sammelten die Jugendlichen mit ihren Jollen noch im Päckchen liegend neben den großen Booten, auf der Rückfahrt schleusten sie ihre Boote selbst. In freien Minuten wurde an den Booten viel seemännisch gearbeitet, Leinen betakelt, Segel genäht und an einem streikenden Motor gebaut. Gekocht wurde meist überm Feuer, den Abwasch erledigten die Junioren im Wechsel.

Besonders eindrucksvoll war für alle die Fahrt durch die Prager Brücken, vor allem durch die berühmte Karlsbrücke. Bei der Stadtbesichtigung am nächsten Tag ging es dann zu Fuß an traditionelle Plätze. Auf der Rückreise nutzte man zwar wieder die bekannten Häfen, jedoch blieb etwas mehr Zeit für‘s Segeln und Rudern. Eindeutige Wertung aller Teilnehmer: Das war gewaltig - und nächstes Jahr gehen wir wieder auf Wanderfahrt.


 

Tagesberichte von Lutz

 1. Tag (Ziel Prossen)

Am 27.07.2001 gegen 9:20 Uhr startete ich mit meinen Kindern Martin und Andrea auf meinem alten Holzpiraten „Orca“ bei sehr starker Gegenströmung in Richtung Prag. Das Boot war tiefergelegt durch die entsprechend mit­geführte Verpflegung, Gepäck, Ausrüstung und anfangs 33 Liter Kraftstoff. So kamen wir nur langsam vorwärts. Dazu brennt die Sonne schon früh von an bei 2/8 Bewölkung.

Gegen 11:30 Uhr erreichten wir die Wesenitzmündung und legen eine Mittagspause ein. Außerdem ist eine Bootswäsche fällig.

Eine Stunde später geht es weiter. Viel Treibholz u. ä. erschweren die Fahrt, die Sonne drückt und ab Wehlen fängt der Motor an zu spinnen, der bis dahin bei ¾ Gas gut durchgehalten hatte. Das Thema Motor sollte mich dann noch die gesamte Fahrt beschäftigen.

17:00 Uhr erreichten wir den Hafen Prossen, bauten dort das kleine Zelt für die Kinder auf. Ich selber schlief im Boot. Martin versuchte sich glücklos im Angeln, welches mich nicht verwunderte. Problematisch erwies sich, daß das Zelt auf einem Weg stand, den die Angler benutzten. Von denen wimmelte es dort nur so, aber wir kamen auch ganz gut mit ihnen aus. Beim Anlegen der restlichen Boote kam es allerdings zu traurig stimmenden Aus­einandersetzungen mit ihnen.

 

2. Tag (Warten auf die Anderen Boote)

Am folgenden Tag ging es mit den Kindern zu Fuß nach Bad Schandau, weiter mit der S-Bahn nach Schöna, und mit der Fähre nach Hrensko. Nach entsprechenden Einkäufen ging es zurück nach Bad Schandau, wo ich zum an­fänglichem Leidwesen der Kinder diese Stadt endlich einmal näher besichtigen konnte. So waren wir unter ande­rem auf dem bekannten Aussichtspunkt mittels des historischen Fahrliftes. Die Kinder litten unter der sengenden Hitze bei 0 Bewölkung. Jetzt jedoch taten mir all die anderen Teilnehmer der Kutterwanderfahrt leid, welche bei diesem Wetter auf dem Weg nach Prossen waren.

Gegen 17:00 Uhr waren wir zurück im Hafen, wo Leo’ Eltern eine Überraschung für Ihr Geburtstagskind vorbe­reiteten. Auch die Familie Landgraf erschien per PKW kurz danach. Als gegen 18:30 Uhr die eigentlichen Boote dieses Tagesziel endlich erreichten, war die Freude über den dann stattgefundenen Grillabend allgegenwärtig bis auf eine Ausnahme: Leo !

Hier im Prossener Hafen waren jetzt alle an der Kutterwanderfahrt teilnehmenden Boote komplett. Dazu zählten folgende Boote und Besatzungen:

                        - der Segelkutter „Ruckswilli“ mit Bert Bönisch und Iris Buhle

                        - der Jollenkreuzer „Gräfin Cosel“ mit Thomas Eggerichs

                        - der Pirat „Padua“ mit Ronny Faethe als Bootsführer und als das große Sorgenkind

                        - die Ixylon „Gustl“ mit Benjamin Krull als Bootsführer

                        - der Pirat „Orca“ (als Begleiter dieser Fahrt und Selbstverpfleger )

Weiterhin fuhren folgende Kinder mit:

                        - Konrad Eckarth (Padua)

                        - Max Eggerichs und Moritz Hubricht (Gustl)

                        - Benjamin Gröger und Leo Stübner (Cosel)

- Sarah Bönisch, Jeanette Brandes, Katharina Buhle, Fred Kala, Paul Bönisch, Robert Guderitz und Carsten Böhme (Ruckswilli)

 

3. Tag (Ziel Zernoseky See)

Am nächsten Morgen ging es zeitig aus den Schlafsäcken, denn 8:00 Uhr war Ablegen. Es war noch frisch und windig bei ¾ Bewölkung. Die Grenze wurde unproblematisch passiert und gegen 13:00 Uhr erreichten wir Decin. Dort kam dann das, was kommen musste. Im Bereich der Stromschnellen mit einer Wahnsinnsströmung, verstärkt durch das Hochwasser, nimmt mein Motor kein Vollgas an. Ich kann nur mit ¾ Gas fahren, doch damit komme ich mit meinem Boot keinen Meter vorwärts. So begann ein langer Kampf gegen die Strömung und gegen den Motor. Vollgas nahm dieser immer nur für ca. 15-20 Sekunden an, um sich danach zu verabschieden (wahr­scheinlich Vergaser leer, fließt nicht genügend nach). Ich weiss nicht, wie oft ich in diesem Bereich den Motor neu starten musste und wie oft ich die paar erkämpften Meter zurücktrieb. Hilfe war vorerst keine zu erwarten, denn hier hatten alle Boote zu kämpfen. Bis auf die beiden anderen Jollen, welche sich bis hier immer nur im Schlepp von Ruckswilli befanden. Kurz vor der Aufgabe habe ich es dann doch irgendwie geschafft und kam aus dem Bereich dieser starken Strömung. Dazu kam noch die zunehmende Hitze.                      

19:00 Uhr erreichten wir die Schleuse Usti. Für mich war es die Erste und die ca. 8 Meter Höhenunterschied empfand ich als beeindruckend. Der Motor ließ mich nun öfter im Stich. Später zogen von allen Seiten Gewitter auf. Doch wir haben Glück, wir kommen mit leichtem Regen davon. An der Tankstelle am Stromkilometer 61 tankte ich 15 Liter Benzin und es geht weiter in Richtung Tagesziel Kiessee.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir den Kiessee Zernoseky und bauen unsere Zelte auf dem sich dort befindenden Zeltplatz auf. Ich fühle mich nach dieser Mammutetappe etwas geschafft  und doch glücklich, dieses Tagesziel (immerhin 65,5 km) erreicht zu haben, obwohl ich meistens den Booten hinterher fahren musste. Meine anfängliche Sorge, daß die Kinder sich während der Fahrt langweilen, wurde durch diese jedoch ausgelöscht. Welch ein Lichtblick. Getrübt wurde der Abend durch die Paduabesatzung, welche Probleme mit einem Benzin­kanister hatten. Dafür entschädigte uns Ronny mit der Kartoffelgeschichte, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, die uns jedoch ein Schmunzeln abrang.

 

4. Tag (Ziel Roudnice)

Am folgenden Tag fuhren wir nach einem Badeversuch im total veralgten Kiessee, wo sogar meine Kinder keine Meinung zum Baden hatten, erst nach Lovosice (Yachthafen), um ein paar Einkäufe zu tätigen und den Kindern Gelegenheit zum Eisessen zu geben. Gegen 12:00 Uhr ging es weiter bei strahlendem Sonnenschein und geringer Bewölkung bis zum Yachthafen Roudnice. Bis dorthin passierten wir 3 Schleusen. Dieser Yachtclub ist nicht der größte, die sanitären Einrichtungen sind nicht das feinste, aber ein schönes Lagerfeuer entschädigte so etwas alle Male. Mein Gitarrespiel lies zwar zu wünschen übrig, trotzdem war es auch hier ein gelungener und schöner Abend.

 

5. Tag (Ziel Kralupy)

Es ist diesig und warm-schwül und später kaum bewölkt und es ist der 31. Juli. Vier Schleusen warten auf uns, als wir 9:00 Uhr zum Aufbruch blasen. Und Mastlegen steht bevor ! Ebenfalls für meine Besatzung eine neue Herausforderung und ich hatte anfangs auch Bammel. Es ging viel leichter, als ich dachte mit der entsprechenden Vorbereitung. Und um zu üben, legten wir den Mast an diesem Tag drei Mal, da ich es angenehmer und sicherer empfand, mit gestelltem Mast zu fahren. Mein Großer machte inzwischen auch Fortschritte, macht schön mit, ich muß nicht mehr alles sagen. Anfangs war es mehr Desinteresse, was Bootsmannschaft betrifft. Nur meine Kleine ist für solche Sachen überhaupt nicht zu gewinnen. Sie findet alles schön und freut sich. Die typische Meinung „Der Papa macht das schon“.

Später, kurz vor dem Zusammenfluß von Moldau und Elbe fahren wir auf den Moldaukanal und passieren die niedrigen Kanalbrücken. Übrigens ist die erste Schleuse Horin besonders sehenswert, zumal mit dem Ausblick auf Melnik. Nach dem Passieren weiterer Schleusen erreichen wir den Wendepunkt 2000, den Yachthafen Kralupy. Dieser ist auf alle Fälle empfehlenswert. Dort wurden wir abends auch eingeladen, mußten aber darauf verzichten, denn die Kinder werden langsam warm miteinander und bleiben besser unter Kontrolle. Schwimmwettkämpfe und das Training des Leinenwurfs (in der Praxis auf dem Wasser eine Katastrophe) ließen keine Langeweile aufkommen. Am abendlichen Lagerfeuer gab es Backkartoffeln und Knüppelkuchen. Zusammen­fassend: Schöner Tag, schöner Abend !!

 

6. Tag (Ziel  Prag - Botel)

Nach wieder kurzer Nacht frühes Aufstehen 7:30 Uhr. Komischerweise war das einer der Punkte, welcher später durch unsere Jugend kritisiert wurde, obwohl diese in der Regel schon einige Minuten vorher munter waren und ich in der Regel keinen Wecker brauchte. Rühmliche oder auch nicht rühmliche Ausnahmen waren meine Kinder , die erst einen Tritt benötigten, um den Weg aus den Federn bzw. Schlafsack zu finden. 9:30 Uhr  ist Abfahrt bei Wind aus Nord- West, Windstärke 2-3, ¾ Bewölkung und trockenem Wetter. Vor der ersten Schleuse bei Dolany ließ man uns verhungern- lange Wartezeit. Bis dahin hatten wir diesbezüglich immer Glück. Und doch kamen wir unserem Ziel der Fahrt immer näher PRAG.

Dieses merkte auch meine guter Johnsen- Außenborder, der nach dieser Schleuse den Dienst endgültig versagte. Nachdem ich ihn nur noch im Schockzustand am Leben erhalten konnte, verstopfte nun nun auch noch die Hauptdüse immer weiter. Im Schlepp der „Cosel“ ging es weiter bis Prag. Den Einzug in diese nicht umsonst „ Goldene Stadt an der Moldau“ genannte Stadt, war für mich daher etwas kläglich. Nur meine Kinder schien mein Kampf mit dem kleinen Außenborder überhaupt nicht zu beeindrucken, welcher im Wesentlichem die gesamte Fahrt andauern sollte. Trotz mehrmaligen Auseinandernehmens des Vergasers in den Abendstunden auf der Fahrt bis Prag, konnte ich dieses Motorproblem nicht lösen. Vielen Dank an dieser Stelle an die drei Fachwerkstätten, die es nicht geschafft haben, dem Motor auf die Sprünge zu helfen. Dabei meine ich jedoch nicht das Problem mit der verstopften Hauptdüse. An dieser Stelle noch ein Dankeschön an die nach meiner Meinung zurecht pleite- gegangene belgische Firma „Johnsen“, seit über einem Jahr fährt der Motor intubiert (beatmet) durch die Landen, da eine neue Tankentlüftung nicht zu bekommen ist (Ersatzteilbeschaffung war wohl schon lange ein großes Problem).

Nach dem Passieren weiterer 4 Schleusen, zweimaligem Mastlegen und vieler Brücken wie auch der Karlsbrücke legten wir in Prag im Yachthafen an. Dort lag schon ein weiteres Boot meines Segelclubs, der Jollenkreuzer der Familie Herrlich. Nachdem die Zelte aufgebaut waren, setzten wir mit der „Gustl“ zum gegenüberliegenden Ufer über und nutzten dabei einen nicht weiter ausgeschilderten Fähranliegeplatz, um Kraftstoff  zu besorgen. Dabei kam es zu einer sehr unschönen Begegnung mit der Fähre, welche in vollem Spiet die „Gustl“ rammte, obwohl nur noch 2 Kinder (!!) an Bord waren. Die anschließende Entschuldigung dieses Fährmannes konnte die entstandenen Spannungen nur wenig entschärfen. Über diesen Fährmann gibt es noch weitere Geschichten, doch ich möchte es hierbei be­lassen.

 

7. Tag (Besichtigung Prag)

Der folgende Tag, der 02.08., stand uns nun für die Besichtigung der Stadt zur Verfügung. Es war viel zu wenig Zeit! Wer noch nicht in dieser Stadt war, sollte dieses schnell nachholen, es lohnt allemal. So setzten wir mit der Fähre zum anderen Ufer über und gelangten nach halbstündigem Fußmarsch bei schönstem Wetter zur Karls­brücke. An jeder Station, an der wir halten machten, hatten die Kinder die Gelegenheit, sich selbständig in diesen vorgegebenen Bereichen in entsprechenden Gruppen umzusehen. So zum Beispiel auf dem Wenzelsplatz. Mir persönlich fiel auf, dass nicht nur die Stadt wunderschön ist, sondern auch die Prager Mädchen. Und dieses in einer unglaublichen Anzahl, so dass es nicht leicht war zu entscheiden, wo man zuerst hinblicken sollte. Jedenfalls macht Prag Lust auf mehr, so dass ein erneuter Ausflug, allerdings mit Moped und etwas mehr Zeit, schon geplant wird.

Auf dem Rückweg wurden dann noch die notwendigen Einkäufe getätigt, was allen sehr schwer fiel, da nicht nur die Erwachsenen ihre Füße spürten. Ein besonderes Dank haben sich Bert und Iris verdient, welche kaum einen Blick für die Stadt haben konnten, da sie pausenlos mit der Beschaffung von Verpflegung für die Kinder beschäf­tigt waren.

8. Tag (Ziel Kralupy)

Nach diesem kurzen Aufenthalt in der Stadt ging es am folgenden Tag auf die Rückreise bei dichter, geschlos­sener Wolkendecke und einer leichten Brise. Nach dem Mastlegen wurde 9:30 Uhr das Zeichen zum Aufbruch gesetzt. Alle fünf  Schleusen wurden unproblematisch und schnell passiert. Man merkte den Jugendlichen nun auch ganz deutlich an, dass sie nicht zum ersten Male geschleust wurden.

So kamen wir schon gegen 15:00 Uhr im Yachthafen Kralupy an. Die Kinder in den Jollen hatten nun auch die Gelegenheit, Abschnitte selbständig mit Hilfe der mitgeführten Außenborder zurückzulegen. An Segeln war hier kaum zu denken. Außerdem sah es den ganzen Tag nach Regen aus, welcher aber erst abends begann und mir die Singestunde ersparte.

Tagsüber nutzten wir die Zeit, um weitere Besorgungen zu tätigen, denn das Wochenende stand vor der Tür. Die Kinder verstanden sich von Tag zu Tag besser. Besonders fielen mein Martin und Fred auf, welche sich gegensei­tig in vielleicht nicht unbedingt lobenswerter Art und Weise ergänzten. Auch Jeanette, welche anfangs scheinbar von Heimweh geplagt wurde, entpuppte sich mit der Zeit immer mehr.

 

9. Tag (Ziel Roudnice)

9:30 Uhr wurde am nächsten Tag wieder zum Start geblasen, nachdem gefrühstückt worden ist, die Zelte und das Gepäck verstaut wurden und die Masten der Boote wieder gelegt worden sind. Hinsichtlich des Wetters bestätig­ten sich meine Befürchtungen, es regnete bei geschlossener Wolkendecke. Das war natürlich genau das Richtige für die Weiterfahrt mit gelegtem Masten. So begann auf den Jollen, meiner eingeschlossen, ein reges Treiben, mittels der Bootsplanen, Paddel und Weiterem eine entsprechende Konstruktion zu erschaffen, die Segler und vor allem das Gepäck vor der Nässe schützen sollte. Leider hatte ich damit selbst zu tun und konnte nicht in die Rolle des reinen Beobachters schlüpfen.

Nachdem die 4 Schleusen, die auf dem Weg dieser Etappe lagen, unproblematisch passiert worden sind, konnten die Masten wieder aufgerichtet werden. Und nachdem der Regen unmittelbar vor der letzten Schleuse aufgehört hatte, wurden bei drehenden Winden und geringer Windstärke Segel gesetzt. Auf einer Jolle wurde auch das Spinnakersegel hochgezogen, um kurz darauf wieder eingeholt zu werden. Ich hatte das schon geahnt (eine der Jollen mußte immer alles anders machen als alle anderen), meine Kinder wollten leider nicht mit mir darauf wetten. Gegen 18:15 Uhr kamen wir dann bei teils sogar sonnigem Wetter im Sporthafen Roudnice an. Nach Abendbrot und Lagerfeuer zog spät abends Ruhe ein und nachdem ich das Feuer lang genug im Auge behalten hatte, konnte auch ich mich zurückziehen.

 

10. Tag (Ziel  Lovosice)

Alle Sachen sind klamm, in der Nacht muß es wieder geregnet haben. An diesem Sonntag kommen wir erst gegen 10:00 Uhr los. Anfangs ist es windstill. Heute sind 3 Schleusen zu passieren. Und der Wind frischt während der Fahrt merklich auf bei Windspitzen Windstärke 4-5.

Zwischen den Schleusen Kopisty und Lovosice ( 7 km ) werden die Segel gesetzt. Bei mir gestaltet sich das Segeln immer als nicht ganz so einfach. Das Vorschiff ist backbordseitig mit Gepäck voll ausgefüllt, meine Kleine, welche kein Interesse am Mitmachen hatte, musste sich immer in einer Ecke verkriechen, wo sie am We­nigsten störte, und der Große bekam nun seine ersten Segellektionen  auf einem Boot, wo man sich kaum bewe­gen kann. Durch die ständige Fehlstellung des Focks, denn die richtige Handhabung musste nun auch erst mal gelernt werden, fuhren wir meist hinterher.

Nachdem wir die letzte Schleuse dieses Tages hinter uns gelassen hatten, fuhren wir unter Motor bis zum Kiessee Zernoseky. Dort gab es die Gelegenheit zum Baden, denn das Wasser war Dank entsprechender Maßnahmen jetzt nicht mehr algenverseucht. Da aber starker Regen für den Abend angesagt war, es sah auch danach aus, blieb letztendlich aber aus, fuhren wir, nachdem noch einmal kurz die Segel auf dem See gesetzt wurden, zurück zum Yachthafen Lovosice, wo wir 17:30 Uhr eintrafen.

Mein Großer hatte für den Tag erst mal genug vom Segeln, war er doch auch nicht immer trocken geblieben, wenn man auf der falschen Seite des Bootes sitzt (woran natürlich die Enge im Boot ihren Anteil hat).Andrea dagegen heben auch extreme Schräglagen überhaupt nicht an, das Einzige, was sie stört ist, wenn sie oder der Game-Boy naß werden.

Nach Lagerfeuer und Abendbrot und dem lästigen Sprücheklopfen einzelner Kinder, bei dem mein Martin auch eine entsprechende Rolle innehatte, war auch dieser Tag irgendwann Geschichte.

 

11. Tag (Ziel Prossen)

Am 06.08. werden sofort nach dem Start gegen 9:45 Uhr die Segel gesetzt und so geht die Fahrt bis zur Tankstelle am Stromkilometer 61,5 bei Windstärke 1-3 und 4/8 Bewölkung. Die Jollen kämpfen regelrecht untereinander, wie bei einer kleinen Regatta, so dass mein Großer auch langsam Gefallen am Segeln fand, nachdem er scheinbar auch Gefallen an einer Mitteilnehmerin gefunden hatte.

Nach dem Tanken, ich selber hatte noch genug Treibstoff, wurden die Segel wieder gerefft, da es nach Regen aus­sah, welcher dann aber erst kurz vor der Grenze einsetzte.

Vor der Schleuse Usti, der Letzten, die wir passieren mussten, wurden wir zu einer doch wirklich langen Warte­zeit gezwungen. Danach kam uns kurz vor Decin ein Schlepper entgegen, welcher eine übelste Welle hinter sich her zog, so dass ich gewaltig Wasser übernahm, welches zum Leidwesen meiner Tochter den Game-Boy außer Gefecht setzte.

Nach dem Passieren der Grenze kamen wir gegen 18:00 Uhr im Prossener Hafen bei immer stärker werdenem Regen an. Erstaunlicherweise war unsere Anlegestelle frei von den uns so lieb gewonnenen Angelfreunden. Das Wetter ließ nur eine kurze Auswertung der Fahrt nach dem Abendbrot zu. Zwangsweise (Übungsleiter) nächtigte sogar die „Padua“-Besatzung dieses Mal im Boot.

 

12. Tag (Ziel Dresden)

Und es regnete und regnete, ich drehe mich noch so einige Male in den Morgenstunden. Doch dann, kurz vor dem Weckergeläute um 7:30 Uhr ist Ruhe. Der Himmel ist zwar noch dicht bewölkt, aber es regnet nicht mehr. So können wir getrost 9:20 Uhr auf die letzte Etappe gehen bei einer mäßigen Windstärke.

Hinter der Fähre Birkwitz werden dann auch endlich wieder die Segel gesetzt bei Wind 3 aus Nord-West. Ich selber belasse es beim Großsegel, da mein Martin zum Mitmachen nicht zu motivieren ist, so das ich versuche, Ihn so zu plazieren, dass er nicht stört und im Windkanal herumhängt. Trotz des fehlenden Fock-Segels und des immer noch übermäßig beladenen Bootes sowie der von mir traditionsmäßig genutzten Baumwollsegel, welche zwar wesentlich schlechter anspringen, doch zu meinem 50 jährigem Boot wesentlich passender sind, kommt meine „Orca“ als erste Jolle in Dresden-Wachwitz, dem Heimatliegeplatz, an. An dieser Stelle mussten wir die „Ruckswilli“ verabschieden, welcher seinen Liegeplatz in Dresden-Loschwitz hat.

Eine schöne Fahrt war vorüber und nachdem die beiden Jollen „Padua“ und „Gust´l“ aufgeslippt waren, nicht ganz ohne Probleme, war nun Zeit, sich zu verabschieden. Auch ich musste mich kurz danach wieder von „meinen mehr oder weniger Kindern“ verabschieden, nachdem ich Sie zu Hause abgeliefert hatte.

 

So weit zu meinem Reisebericht. Jetzt habe ich nur noch ein paar abschließende Bemerkungen zu verlieren. Meinen Dank möchte ich allen an Organisatoren und Teilnehmern dieser Jugendwanderfahrt, welche aus einer Zusammenarbeit des Segelclubs Dresden-Wachwitz e.V. und des Wassersportclubs Dresden-Loschwitz e.V. möglich wurde, aussprechen. Da ich in meiner Jugend auch immer in Vereinen organisiert war, wie Modellbau, Segelflug, Motorflug, zugegebener Maßen über die GST, welche aber in dieser Richtung vieles möglich machten, finde ich es ganz toll, dass es auch in der heutigen Zeit Möglichkeiten für eine sinnvolle und reizvolle Freizeitbe­schäftigung zu moderaten Preisen für unsere Kinder und Jugendlichen gibt.