Reisebericht Jugendsommerfahrt 2004
Neun Dresdner, fünf Boote, eine Fahrt
Bordbuch der XY 3742 "Gust'l" von Benjamin Krull
Kurz & knapp
Zeitraum: 12.07. - 07.08.04
Besatzungen:
Benjamin G. und Johannes, Tamrit (SCW)
Benjamin K. und Max, Gust'l (SCW)
Fred und Paul, Periplus (WDL)
und ab der dritten Woche in Malchow zu uns gestoßen Robert, Markus und Andreas
auf 2 Ixylons (DSC1910)
Strecke: Von Wachwitz aus auf der Elbe bis Dömitz, dann
Müritz-Elde-Wasserstraße bis Plauer See und bis Malchow am Fleesensee.
Montag, 12.07.04, 1. Tag
"Häng dich mal ins Vorstag, damit ich die
Genua durchsetzen kann", meinte Johannes, nachdem wir die Tamrit in Wachwitz an
den kleinen Jollensteg geslippt hatten und das Boot nun ruhig im Wasser hing.
Voller Vertrauen stieg ich auf den Bug und hängte mich mit ganzer Kraft ans
Vorstag. Es knallte, irgendetwas riss und ich landete bis zur Hüfte im Wasser.
Super. Toller Start. Aber nachdem wir dann auch die Gust'l geslippt hatten, ging
es bei gutem Wind stromabwärts Richtung Loschwitz, wo wir auf die dritte Ixylon,
nämlich die "Periplus" mit Paul und Fred, treffen sollten. Der Wind war gut, das
Kreuzen machte Spaß. Zumindest so lange, bis sich die Saling der Tamrit vom Mast
löste. Die Folge: Reparaturarbeiten in Loschwitz und Cappuccino mit Wassermelone
für alle. Während sich die Saling nun langsam wieder in die Waagerechte begab
und Max und Benjamin Benzin holen waren, hofften wir anderen auf ein baldiges
Ende dieser Zwangspause.
Dann lief alles soweit nach Plan – bloß eben nicht nach Zeitplan. Gegen 15.15
Uhr verließen wir den Loschwitzer Hafen und segelten weiter stromabwärts. Einen
Großteil der Strecke rollten wir wegen des starken Windes sogar die Vorsegel
ein. Tamrits Saling hielt, nur eine Lattentasche riss, worauf das Achterliek
lautstark aufmerksam machte. Nachdem es uns dann mächtig eingeregnet hatte,
machte die Pinne in meiner Hand plötzlich einen seltsam lockeren Eindruck: Der
untere Ruderbeschlag hattte sich selbstständig gemacht, sodass ich keinerlei
Ruderwirkung mehr hatte. Also holten wir das Ruder ins Boot und ließen uns von
der Tamrit bis an den Meißener Steg chauffieren.
Dienstag, 13.07.04, 2. Tag
Nachdem ich über eine Stunde in Meißen
rumgeirrt bin, um die richtige Schraube für den Ruderbeschlag zu finden, habe
ich danach auch bei McDonalds etwas Zeit geopfert, um mich dann mit einem
FischMäc und einem Milchshake auf den Rückweg zu machen. Das Wetter war schlecht
und mir nach dem Fastfoodzeug auch. Jedenfalls tat das Ruder nun wieder seinen
Dienst, sodass wir gegen 13.00 Uhr dem Meißener Steg das Heck zukehrten und für
kurze Zeit schienen alle Pannen gebannt. Bis Fred und Paul gezwungen waren, ihre
dreigeteilte Spreizlatte zu ersetzen. Aber egal. Aufgrund des starken Windes
entschlossen wir uns bei Kilometer 113,4 zur Cappuccinopause. Ab viertel sieben
liefen dann wieder die Motoren warm und brachten uns bis Kilometer 125, wo wir
in einer Buhne festmachten.
Abends machte eine Runde Nudeln den feuchten Tag entschuldbar. Dachten wir
zumindest. Abends, als wir beim Abendbrot zusammensaßen, überraschte uns
plötzlich die "Dresden", indem sie erst das Wasser aus der Buhne sog und damit
die Boote zu großen Teilen im Trockenen lagen, sodass wir fast schon unsere
Anker sehen konnten. Doch damit nicht genug, so schnell das Wasser verschwand,
so schnell kam es auch wieder zurück und überspülte unsere Taschen, Stühle,
Tüten, Flaschen, Bestecktaschen, Töpfe, Teller, Gaskocher und was wir sonst noch
so an Land hatten. Den Schock noch nicht ganz überwunden, rannten wir dann all
unseren Sachen hinterher und versuchten sie aus dem Wasser zu fischen, bevor sie
in dem Elbfluten verschwinden sollten. Wir griffen, was wir kriegen konnten und
warfen es blindlings in Richtung Land. Filmrollen, Trinkbecher und
Topftragezangen flogen durch die Luft, sodass eine Packung Schnittkäse von Freds
Schädel abprallte. Danach kam eine frustig–frostige Stimmung auf und Gott weiß,
was wir dem Kapitän des Unglücksschiffs alles an den Hals wünschten, als wir
unsere nassen Brötchen und Tütensuppen zum Trocknen hinlegten. Ich klappte
meinen Hocker auf und als mich da ein kleiner Fisch anlächelte überraschte mich
das auch nicht mehr. Das Wetter war bescheiden, wir krochen in unsere leicht
feuchten Boote und in Trauer um mein weggespültes Schweizer Taschenmesser erlag
ich meiner Müdigkeit.
→ Fred und Paul haben auf der Periplus große Probleme mit ihrer Großschot. Wenn
möglich, müssen wir eine neue Schot besorgen.
Mittwoch, 14.07.04, 3. Tag
Nach dem Shoppen im Mühlberger Penny–Markt
segelten wir bei bestem Segelwind ohne besondere Vorkommnisse 55 Kilometer
stromabwärts und fuhren unter Motor ungefähr bis Stromkilometer 195. Ach ja,
Fred hat beim Ablegen mein Schweizer gefunden. (Die Welt ist also wieder in
Ordnung.) Nur abends sorgte tristes, graues Wetter für einen kurzen, weil
feuchten Abend und wir rollten schon bald unsere Schlafsäcke aus.
Donnerstag, 15.07.04., 4.
Tag
Während Fred und Paul aufgrund des Windes und
der ungeeigneten Schot die gesamte Strecke motoren mussten, segelten die Tamrit
und die Gust'l bis unterhalb der Gierseilfähre, wo wir jedoch auf die Periplus
warten mussten, da deren Motor nicht mehr zu funktionieren schien. Also wurden
wir bei Kilometer 200,6 wieder zur Pause gezwungen, während Johannes die
Reparatur in die Hand nahm. Dann segelten bzw. motorten wir weiter, denn unser
heutiges Ziel sollte Aken sein. Der Wind nahm ab, meine Bauchschmerzen zu,
sodass wir bei der nun auch unter Motor fahrenden Tamrit bei Kilometer 238 in
Schlepp gingen. (Schon vor zwei Jahren musste ich aufgrund einer
Magen-Darm-Entzündung den Törn nach Hamburg in Aken für mehrere Tage Krankenhaus
unterbrechen. Und nun schon wieder Magenschmerzen, scheinbar auf den Ort genau.
Aber zum Glück wirkte meine Siesta während der Schleppzeit wahre Wunder und ich
war nach kurzer Zeit und ein paar Scheiben Brot wieder so fit wie ein
Neoprenschuh.)
Freitag, 16.07.04, 5. Tag
Seit Kilometer 309 sind wir mit der Gust'l nun
wieder bei der Tamrit in Schlepp und hoffen, dass wir bald in Magdeburg
ankommen, da wir nicht nur Benzin und Essen, sondern möglichst auch noch Schoten
kaufen müssen. Denn während sich die Periplus mit einer von Johannes geborgten
Ersatzschot herumquält und immer noch die größten Strecken unter Motor
zurücklegt, brauchen auch wir auf der Gust'l inzwischen eine neue Genuaschot, da
die bisherige von den Klemmen aufgerieben und heute bei Böen von fünf
Windstärken letztlich zerrissen wurde.
→ Auch wenn die Salinge der Tamrit bis jetzt hielten, haben alle Boote
Reparaturen nötig. Segellatten müssen erneuert, Lenzventile abgedichtet und
Segellattentaschen genäht werden. Erstmal verhilft uns Klebeband zu guten
Provisorien, doch es besteht Handlungsbedarf.
Nach dem scheinbar endlosen Marsch zum Spar und zur Tankstelle, der uns über
uralte Gleisanlagen, vorbei an einem zerfallenen Güterbahnhof führte, bekamen
wir alle unter den Lasten unserer Einkäufe die Anstrengungen zu spüren, da wir
ja seit langem kaum mehr als ein paar Meter gelaufen waren. Dafür war das Wetter
umso besser. Gott sei Dank, sonst hätten wir noch vergessen, wie ein
wolkenfreier Himmel aussieht. Feucht starteten wir in den Tag (Ja, wir hatten
morgens geduscht!) und erstmals trocken gingen wir zu Bett bzw. zu Boot.
Samstag, 17.07.04, 6. Tag
Nach Inbetriebnahme der Musiksanlage
(betrieben mit einem Discman, einer Autobatterie und einem Spannungswandler)
saßen wir vor dem Vereinsgebäude des Magdeburger Segelvereinssss, hatten so
ziemlich all unsere Fressalien vor uns ausgebreitet und ließen uns von den
"Ärzten" beschallen. Schon mehrfach scheiterten wir an dem Versuch, unsere
cappuccinobedingte Trägheit zu überwinden, doch das hochsommerliche Wetter
schien jede Aktivität, wie z.B. dringend nötige Abwaschambitionen, im Keim zu
ersticken.
Beim Segeln dann, als sich bei überwiegend schwachen Wind eine riesige
Gewitterfront immer mehr über unsere Köpfe schob, begannen wir bei Kilometer 359
zu motoren, um vor dem drohenden Dunkel zu flüchten. Mit dem Näherkommen der
Walze drehte der Wind und nahm zu, sodass wir letztlich bei 4-5 Windstärken die
Vorsegel wieder ausrollten und somit die nächsten Kilometer unter Motor und
Segel zurücklegten. Dabei mussten wir uns streckenweise schon alle auf die
gleiche Seite des jeweiligen Bootes setzen, um die Krängung zu unterbinden.
Während sich der Himmel immer mehr verdunkelte, fing es auch bald an zu regnen
und die Vorschoter hüllten die Boote in die Persenninge in der Hoffnung, ein
paar trockene Quadratzentimeter retten zu können. Die Motoren liefen, bis es
dunkel wurde und kaum hatten wir unsere drei Boote verankert, holte uns das
Gewitter endgültig ein. In Rekordzeit wurden unsere Luftmatratzen und Isomatten
ausgerollt und kaum lagen wir im Trockenen, schien Zeus einen Schalter umzulegen
und zu sagen: "Wollen wir doch mal sehen, was die sechs auf ihren Ixys
aushalten!" Es schüttete und krachte so stark, dass der Donner die Boote
vibrieren ließ. Trotz des Unwetters schliefen wir schon bald ein und ließen den
Regen Regen sein, auch wenn ab und zu ein Blitz die Nacht erhellte.
→ Der leichte Wind war ideal für Fred und Paul, die ja nur über eine sehr dünne
Ersatzschot verfügten, da sich keinerlei Gelegenheit zum Leinenkauf bot.
Ansonsten wechselten Während des Schlepps Gummitiere und Waffeln ihre Besitzer
und bei einer bewährten Elbstrand-Cappuccinopause, die durch eine
Zweidrittelbootsführermehrheit erwirkt worden war, erholten wir uns im Sand und
die Crew der Periplus kam zu ihrem tschechischen Yum-Yum-Mittagessen. Endlich
konnte sich Fred wieder sattessen, war er doch am Abend zuvor an seiner
Kartoffelsuppe gescheitert. (Kartoffelsuppe stand auf der Büchse, das, was es
tatsächlich war, sollte wohl eher als "breiartige Masse eines suspekt anmutenden
Gemisches mit vermutlich hohen Kartoffelanteilen" bezeichnet werden.
Sonntag, 18.07.04, 7. Tag
Der Wind schien gut, das Wetter besser. Also
starteten wir früh wie noch nie in den Tag, als wir halb zehn aufstanden und uns
eine möglichst große Strecke Spisegeln erhofften. Doch daraus wurde nichts.
Nachdem sich 22 Kilometer lang Amwind-, Halbwind- und auch mal Vorwindkurs
abgewechselt hatten, machten wir kaum noch fahrt. Also beendeten wir das
senseless-sailing und gingen wie noch jeden Tag mit der Gust'l bei der Tamrit in
Schlepp. Weitere Segelversuche scheiterten mangels Wind kläglich. Dafür zeigte
uns die Sonne, zu welcher Heizleistung sie fähig ist, sodass wir der Versuchung
eines Elbstrandes mal wieder nicht widerstehen konnten und Pause machten.
Während Freds Weltempfänger dudelte, hingen sich Benjamin, Max und Johannes zu
Badezwecken mit einem Anker raus in die Strömung und freuten sich wie
dreijährige Kinder zu Weihnachten über das plätschernde Nass. Wir spielten
Wasserball, verbrauchten letzte Cappuccinoreste und krängten die Gust'l, um das
Spinnakerfall auszutauschen. Außerdem wird wohl der Spaten abgenutzt sein, bevor
wir überhaupt am Plauer ankommen, denn allein heute musste dieser schon sechs
mal Berge versetzen, um gewisse Geschäfte zu ermöglichen.
Aber auch an diesem Abend sollte es wieder blitzen, donnern und regnen. Aber
irgendwie hatten wir uns schon fast daran gewöhnt. Jeweils ein
Besatzungsmitglied pro Boot verschanzte sich unter der Plane und wir motorten
einfach weiter, da es sinnlos gewesen wäre, bei diesem Regen Kochversuche zu
starten. Als wir insgesamt über 100 Kilometer zurückgelegt hatten, machten wir
bei Stromkilometer 491 fest, wo es zugunsten des Abendessens aufhörte zu regnen.
Zumindest reichte mir die "Trockenheit", um eine halbe Nudelsuppe zu verschütten
und Fred versuchte sich nocheinmal an der sogenannten Kartoffelsuppe. Doch
wieder war dieses Zeug hartnäckiger als einem lieb ist und warf sich, bevor Fred
etwas tun konnte, vor seinen Augen in den Sand. Das war absoluter Höhe- und
gleichzeitig Tiefpunkt des Tages, der mit einem völlig demoralisierten Fred
enden sollte.
Montag, 19.07.04, 8. Tag
Noch vor um zehn starteten wir in Richtung
Dömitz und machten Großeinkauf. Wir verkniffen uns den Eisladen und die
Dönerbude und fanden im ALDI unser Mekka. Einen der Einkaufswagen verwendeten
wir gleich zum Benzinholen. Ein guter Entschluss, denn die nächste Tankstelle
befand sich nicht gerade um die Ecke und so brauchten wir keinen der fünf
Kanister zu schleppen, sondern schipperten den Treibstoff direkt bis an den
Steg. Ab 14 Uhr hieß es dann Kanal fahren und schleußen, Kanal fahren und
schleußen und Kanal fahren und so weiter. Während wir uns bei Sommerwetter im
Kanal die Sonne auf den Bauch schienen ließen, war das Wasserwandern auf diese
Art trotz der eher langweiligen Müritz-Elde-Wasserstraße so angenehm, wie es mit
gelegtem Mast und ohne Segeln eben sein konnte. Mit allen drei Ixys
hintereinander im Schlepp, legten wir einen Sprint ein, um Grabow noch vor
Schleußenschluss zu erreichen, was uns mit der Gesamtleistung von fünf
Pferdestärken auch gelang. Nur eine Minute später und das überall wuchernde
Schilf wäre für eine Nacht unser Zuhause gewesen.
-> Während Freds Fotoapparat genug Auftrieb gehabt hatte, um in der Schleuse
wieder aufzutauchen, so hatte Johannes mit dem Tankdeckel seines Außenborders
weniger Glück. Dafür verzierte ab diesem Zeitpunkt irgendeine festgebänselte
Folietüte ersatzweise den Viertakter. Aber dennoch waren alle bestens gelaunt,
und nach fast acht Tagen Elbe rückte der Plauer See in greif- bzw. segelbare
Nähe.
Im Hechtsfurther Hafen, wo wir dann auch nächtigten, warfen wir einen
Einweggrill der Periplusbesatzung an, der nach einer chemisch riechenden
Rauchsäule später wirklich auch Würstchen wärmte. Der Campingplatz gab uns
Gelegenheit, die Autobatterie aufzuladen und den Müllpegel an Bord zu senken.
Dienstag, 20.07.04, 9. Tag
Sommer und Sonnenschein. Aber nur kurz. Wolken
verdunkelten den Himmel und ab diesem Zeitpunkt schien der Himmel auf uns
niederzugehen. Alles begann mit etwas Regen. Dann folgten Böen, die unsere
Persenning, die wir über das Boot gespannt hatten, wie einen Spinnaker anhoben
und uns dadurch kurzzeitig zur Seite treiben ließen. Die Wolken jagten über den
Himmel und es überraschte uns ein Platzregen, dass unsere Planen kläglich
versagten und man sich schon bald fragen musste, ob das Boot von unten oder von
oben mehr Wasser abbekam. Ob man sich nun unter oder außerhalb der Persenning
befand, spielte keine Rolle mehr. Nur die Periplus hatte mit ihrer nagelneuen
Plane ein trockenes Boot, aber bei solch einer "Ordnung" im Boot sei es ihnen
gegönnt, denn da wäre wohl viel aufgeweicht. Durchnässt wie wir waren, machte
die Schleuse Neuburg natürlich schon zehn Minuten eher zu, sodass wir gezwungen
waren, in all der überfeuchte ein Dreimannzelt aufzubauen, in dem wir zu viert
übernachten wollten, während Fred und Paul auf ihrer Ixy schlafen konnten.
Ich für meinen Teil war mit Hilfe des Wetterzeugs eigentlich trocken geblieben.
Aber als ich barfuß versuchte, einen Schlafsack samt Isomatte an der durch den
gelegten Mast ungewohnten Planenkonstruktion vorbeizubuchsieren, musste ich
zwangsweise feststellen, wie glatt eine Ixylon sein konnte. Ich rutschte ab und
schrammte mit meinem Brustkorb über die Außenkante des Boots. So gut es ging,
hielt ich den Schlafsack in die Höhe, schwamm zum Steg und zog mich daran hoch.
Nun war ich wenigstens richtig nass.
Die Laune im Allgemeinen hatte an diesem Tag stark gelitten, man war leicht
gereizt. Deshalb spannten wir eine Baumarktplane, schafften uns so künstliche
Trockenheit und erstickten eventuelle Zweifel an dieser Fahrt in viel zu scharf
gewürzten Spagetti. Der Tag in zwei Worten:
Mittwoch, 21.07.04, 10. Tag
Der letzte Tag im Kanal. Die Strecke Neuburg -
Plau in wenigen Sätzen: Mit der Gust'l im Schlepp fuhr die Tamrit plötzlich mit
einem kräftigen Ruck an und ich dankte der Motorhalterung, dass ich auf dem Heck
stehend mit einem Fuß an ihr hängen blieb und dadurch nicht schon wieder im
Wasser landete. Die Ursache: Während Johannes schon Gas gegeben hatte, hatte er
noch seinen Daumen im Auge des Palsteks, mit welchem er die Gust'l an Tamrits
Heck befestigen wollte. Schlagartig quetschte es den Daumen zusammen, worauf
dieser schnell Form und Farbe änderte und auch gleich in weiße Binden gehüllt
wurde. Ein Schmerzhafte Selbstverstümmelung der ganz besonderen Art. Endlich am
Plauer See angelangt, trafen wir auch bald auf den Greif "Gräfin Cosel" mit
Thomas und Heike an Bord. Wir suchten uns einen Ministrand, bauten unser
Zeltdorf auf und verbrachten den Abend am Lagerfeuer mit zwei sehr gesprächigen
Herren, die ganz in unserer Nähe vor Anker lagen.
Donnerstag, 22.07.04, 11.
Tag
Erst Ausschlafen, Frühstck auf dem Greif,
Leinenkauf und schließlich Proviantaufstockung in Plau. Die Bootsführer Fred,
Johannes und ich verschwanden dann in den weißen Fluten unserer Segel, um
zerrissenen Lattentaschen und anderen Schäden beizukommen. Und obwohl wir
nähten, bis die Nacht über uns hereingebrach, war keiner von uns fertig
geworden. Die Nichtbootsführer waren indessen Holz holen, sodass wir nach
Mitternacht und gemütlichem Lagerfeuer mit Vorfreude auf das nächste
Greif-Frühstück in unseren Zelten verschwanden.
→ Mit neuer Periplus-Groß und Gust'l-Genuaschot waren zwei der entscheidensten
Mängel aus der Welt geschafft, wenngleich wir an diesem Tag auch nur sieben
Kilometer segelten.
Freitag, 23.07.04, 12. Tag
Und nochmals durften die Bootsführer den
ganzen Vormittag mit Nadel und Faden jonglieren, während die des Nähens
Unfähigen die Zelte abbauten und wir schon bald vor dem drastisch zunehmenden
Motorboottourismus flüchteten, welcher unser bis dahin ruhiges Fleckchen in eine
Art Ameisenhaufen verwandelt hatte. Unter Segel ging es bis zum Kanal, dann hieß
es Mast legen und Motor an. Nach der Drehbrücke in Malchow bestaunten wir einen
der formverleimten 20er, der mit seinen schnittigen Segeln und seinem eleganten
Rumpf scheinbar verwirbelungsfrei über das Wasser glitt. Im Segelverein in
Malchow angekommen, wurden die Zelte wieder ausgepackt. Da Marcel, einer der
Malchower Seglerjugend, für diesen Tag einen Vorschoter suchte, half ihm Max auf
seiner "Memphis Belle" aus, während ich auf der noch fast voll bepackten Gust'l
mit Benjamin segelte. (Wir bildeten also eine 2xBenjamin-Crew.) Nachdem beide
Ixylons am anderen Ufer umgekehrt waren, schlichen wir dann aufgrund des
abnehmenden Windes zurück zum Steg. Thomas und Heike, die zur Greif-Übergabe
auch nach Malchow gekommen waren, Kevin und wir anderen sechs schöpften den
Abend voll aus. Es wurde gegrillt und gegessen, Getränke nebenan in der Kneipe
bestellt und getrunken, geredet und gestritten. Die Themen wechselten von der
altbekannten Ixylon-vs.-Pirat-Debatte über A-Scheinschülerattacken bis hin zur
Schwangerschaft. Irgendwann machten wir auch vor dem System unseres Staates und
dessen Vor- und Nachteilen nicht halt. Unter der überdachten Sitzecke störte
sich kaum jemand an dem vorüberziehenden Gewitter und dem damit verbundenen
Regenguss.
Samstag, 24.07.04, 13. Tag
Der Tag begann spät, dafür jedoch mit einem
ausgiebigen Frühstück. Endlich vollendeten dann letzte Nadelstiche die groß
angelegte Segelschädenvernichtungsaktion. Nach Ankunft der beiden Tolkewitzer
Ixylons in Malchow, liefen die Periplus, die Memphis Belle, die Tamrit und die
Gust'l aus. Bei einer relativ konstanten 4 bis 5 glitten wir mit atemberaubender
Geschwindigkeit quer über den See. Lange Trapezschläge sorgten für
Andrenalinschübe, der Bug hob sich immer wieder aus dem Wasser, bevor das Boot
zum Gleiten ansetzte. Manches Rigg und manche Pinne begann leicht zu vibrieren
und zu summen, während unsere Ixys zu Höchstformen aufliefen. Ein besonderer
Genuss dabei war auch der nicht vorhandene Elbuferwendezwang, denn der
Fleesensee stellte uns bestes Segelrevier. Die über den Bug spritzende Gischt
ließ bald das Wasser in unseren Jollen stehen, da wir uns an diesem Tag endlich
mal so richtig Austoben konnten.
Ausgleichssport in Form von Ballspielen und Schwimmen rundeten den Tag ab. But
nothing is perfect: Eine zirka zehn Zentimeter lange Schnittwunde am
Oberschenkel, verursacht durch ein unbekanntes Objekt im Flachen Wasser, sollte
zumindest Freds Freude schmälern. Das Bein wurde ruhiggestellt und in Binden
gehüllt. Es sah nicht so aus, als würde Fred am nächsten Tag wieder segelfähig
sein, aber wir hofften das Beste. Schon zeitig, während wir anderen bei Musik
noch am Lagerfeuer saßen, schlief Fred, geborgen in der Periplus, den Schlaf der
Gerechten.
Sonntag, 25.07.04, 14. Tag
Gleich zum Frühstück spendierte uns ein Mann,
welcher ebenfalls aus Dresden kam, zwanzig frische Brötchen, da er mitbekommen
hatte, dass auch wir neun Wachwitzer, Loschwitzer und Tolkewitzer die sächsiche
Landeshauptstadt unser Zuhause nennen. Während Fred aufgrund seiner
Selbstverstümmelungsversuche noch an Land bleiben musste, besegelten wir den
Fleesensee, wobei Paul, der ja nun keinen Steuermann mehr hatte, auf einer der
beiden Tolkewitzer Ixys mitsegelte und diese zuvor einer Entschlackungskur
unterzog, indem er erstmal alles in seinen Augen unnötige rausräumte.
Offensichtlich ein Schock für Bootsführer Markus, dessen Augen dabei immer
größer wurden, denn auch die Mixery-Flasche sollte zugunsten des Gewichtstrimms
an Land bleiben. Als wir uns einige Kilometer später zur Rückkehr an den
Malchower Steg entschlossen hatten, entdeckten wir einen gekenterten Katamaran.
Nach wohl kräftezehrenden, jedoch erfolglosen Aufrichtversuchen des alleinigen
Seglers und kurzer Absprache sprang Johannes von der Tamrit ins kühle Nass und
stellte sich, an dem Topkat hängend, auf dessen unteren Schwimmer. Schon bald
erhob sich der Kat, sodass der Luvschwimmer aus dem Wasser schnellte, bis er
letztlich wieder aufrecht im Wasser stand. Währenddesssen hatten Max und ich auf
der Gust'l das Geschehen umkreist und nun, da sich der Kat wieder in segelbarer
Lage befand, konnte auch Benjamin auf der Tamrit seinen entflohenen Vorschoter
wieder einsammeln. Zurück bei unseren Zelten verspürten wir nach zwei Wochen
multimedialer Abstinenz Lust auf Kino. Mit dem noch humpelnden Fred in unserem
Windschatten begann eine Odysee der Verwirrung. Denn die wenigen Leute, denen
wir begegneten, fragten wir auch, aber nachdem man uns drei mal an dem selben
Kreisverkehr vorbeigelotst hatte, kamen uns doch langsam Zweifel auf. Irgendwann
hatten wir das Kino dann doch gefunden, dummerweise gab es nur einen einzigen
Saal und da keiner von uns "Spiderman 2" sehen wollte, stopften wir uns eben nur
Popcorn hinein und tauschten beim "Istanbul Imbiss" Geld gegen Döner. Bis kurz
vor zwei Uhr morgens wurde die Nacht zum Tag gemacht, dann schließlich waren
zwei Wochen um und wir feierten ausgelassen unser Bergfest.
Montag, 26.07.04, 15. Tag
Kurz vor halb zwölf wurde Traineralarm
ausgelöst. Schnell krochen auch die letzten aus den Zelten und die größten
Spuren unserer von einer gewissen Grundunordnung geprägten Lebensart wurden
beseitigt. Nun konnten wir Iris und Bert und Christa und Hartmut auf ihren 15ern
"Äolus" und "Flying P" in Empfang nehmen. Nach dem Malchow-Shopping testeten Max
und Johannes auf der Tamrit den Wind aus und als ich mit Benjamin auf der Gust'l
folgten, war bei Johannes schon das Genuafall gerissen. Mit dem Steuermann in
Lee, war zeitweise sogar Trapezfahren möglich. Der Abend wurde zum SCW-Treff,
denn außer Christa und Hartmut sowie Iris und Bert waren auch noch Thomas und
Kristin mit Jonas und Josef sowie die komplette Familie Glück mit von der
Partie. Wir rückten die Bänke zusammen, es wurde gegrillt was das Zeug hielt und
als dann endlich alle satt waren, konnte dieser Tag, an welchem mehr als ein
Dutzend SCW-Mitglieder und Clubfreunde beteiligt waren, bei knisterndem
Lagerfeuer würdig ausklingen.
Dienstag, 27.07.04, 16. Tag
Nachdem die Tolkewitzer im Kanal eine gewisse
Zeit gebraucht hatten, um ihre Masten zu legen, und die fünf Ixlons durch
relativ hohe Wellen gestampft waren, schlugen wir schon bald wieder an unserer
mittlerweile angestammten Stelle am Plauer See unser Zeltdorf auf. Der Grund für
unsere Rückkehr war die deutsche Ixylonmeisterschaft, bei der wir in den
kommenden Tagen ab und zu zuschauen wollten. Nach der Sachseninvasion auf dem
Ministrand segelten wir später nocheinmal über den See, bis dann gegen acht Uhr
die Segel gestrichen wurden. Der Rest des Tages bestand im Wesentlichen aud
einem gemütlichen Lagerfeuer und einer groß angelegten Nudelvernichtungsaktion.
Mittwoch, 28.07.04, 17. Tag
Mit Ferngläsern und Klapphockern ausgerüstet,
machten Benjamin, Paul und ich uns auf die Suche nach einer geeigneten Stelle ,
um das Ixylonregattafeld zu beobachten. Die anderen drei spielten, um sich
geistig nicht zu überlasten, in dieser Zeit Mau-Mau unter der gespannten Plane,
welche als Sonnendach diente. Die Gust'l brachte uns später näher zur
Meisterschaft, wir ankerten, aßen Gummibärchen und beobachteten das Geschehen
bei gutem Wetter. Der Wind hingegen war schlecht. Nachdem die Boote ins Ziel
geschlichen waren und auch die Periplus mit Fred und Max und Johannes einhand
mit seiner Tamrit zum Kimmschwertergaffen erschienen waren, sollte für diesen
Tag keine Wettfahrt mehr stattfinden. Zurück am gut besuchten "Strand" wurde
erstmal Cappuccinowasser angesetzt und als auch Fred und Max paddelnd am
Horizont auftauchten, schwand uns die Hoffnung auf Wind. Spontan starteten
Johannes und ich mit unseren Booten einen Ixy-Einhand-Törn und bei unerwartet
aufkommendem Wind besegelten wir nochmals den Plauer See. nach drei Stunden
kehrten wir Vorwind zum Lager zurück und während an Backbord der Mond schien und
an Steuerbord die Sonne dem Himmel in abendliches Rot tauchte, begegneten uns an
Land leich frostig gestimmte Mitsegler, die sich um diese Segelgelegenheit
betrogen fühlten. Wie auch immer, wenn man seine Ixy kennen will, sollte man
einmal solch eine Einhandfahrt zu Gemüte zu führen.
Donnerstag, 29.07.04, 18.
Tag
Nach dem Shoppen in Plau, bei welchem wir
jeweils zu dritt auf zwei Ixys segelten, verfielen wir wieder einmal der
allgemeinen Sommerträgheit. Später flüchteten wir vor der Wespenbelagerung
wieder auf unsere Boote. Wie auf der gesamten Fahrt, waren Mini-Matchraces
zwischen den beiden Wachwitzer Ixylons unumgänglich und ab und zu wurde ein
anderer Trimm ausprobiert. Um der Anti-Einhandseglerlaune entgegenzuwirken, ließ
ich die beiden Nichtbootsführer Benjamin und Max (unter gewissen Auflagen) mit
der Gust'l noch eine Stunde in den Abend segeln, während wir anderen uns an
einem Crépe-Rezept versuchten. Mangels der richtigen Zutaten und einer
beschichteten Pfanne konnte man das Resultat bestenfalls als Eieromlette
bezeichnen, aber lecker war es trotzdem. Und man beachte: Seit langem kein
Instantfood!
Freitag, 30.07.04, 19. Tag
Raus aus den Zelten, Handtücher am Strand
ausgebreitet und gekühlten Eiskaffee eingegossen - so überbrückten wir die Zeit,
bis Robert und Markus mit ihrem Ixy-Express vom Brötchenholen zurückkehrten und
erstmal ausgiebig gefrühstückt werden konnte. Danach begann wieder das
altbekannte Ixylon-Vollstopfen, um alle sinnvollen und sinnlosen Sachen mit zum
Plauer Wassersportverein zu bekommen, um an der dortigen "Neptungregatta"
teilzunehmen. Mangels Wind blieben wir im Hafen, wo formverleimte 20er geslippt
wurden. Letzte Ixylons der Deutschen Meisterschaft, Laser, 420er, Optis und
Seggerlinge waren ebenfalls zu sehen und unter sengender und später auch
sinkender Sonne liefen Johannes, Paul und ich zur hausmännischen Höchstform auf
und fertigten Eierkuchen in ihrer der Marmeldade zu verdankenden Vollendung.
Samstag, 31.07.04, 20. Tag
Nach frühem Aufstehen und anschließendem
Anstehen bei den sanitären Einrichtungen starteten wir letzte
Optimierungsversuche an den Booten, bis bei der Eröffnung durch den Plauer
Bürgermeister und die Wettfahrtleitung schließlich eine einstündige
Startverschiebung ausgerufen wurde. Danach wurden sämtliche Jollen und
Jollenkreuzer hinaus auf den See geschleppt, um dann dort weiter Standsegeln zu
betreiben. Wegen des "Kuhsturms" wurden weder Bahnmarken ausgelegt, noch wurde
in irgendeiner Form eine Wettfahrt gestartet. Sechzig weitere Minuten später
folgte eine weitere Startverschiebung auf unbestimmte Zeit und der Schleppzug
von schätzungsweise 80 Booten trat wieder den Rückzug an, bei welchem die
Wachwitzer und die Tolkewitzer Ixys sowie eine Seggerlingseglerin exklusiv vom
Polizeiboot chauffiert wurden. Zurück in unserem temporären Zuhause begann für
uns ein zehrendes, von Ungewissheit geprägtes Warten auf Wind, bis um 15:30 Uhr
mit der Aussicht auf ein Unwetter endgültig abgebrochen wurde. Schon bald fuhren
erste 20er zu Trainingszwecken hinaus auf den Plauer See und als wir die meisten
Boote abgeplant hatten, blieb - natürlich - jegliches Gewitter aus. So nutzten
die Periplus mit Fred und Markus und eine der Tolkewitzer Ixylons mit Robert und
Max die Gelegenheit zum Segeln. Abends feierten wir äußerst ausgelassen im
eigens für die Regatta aufgebauten Partyzelt bis in den neuen Tag hinein, wobei
der eine oder andere leicht enthemmt seltene Verhaltensweisen aufzuzeigen
wusste, über welche ich in diesem offiziellen Bericht lieber schmunzelnd
schweigen möchte.
Sonntag, 01.08.04, 21. Tag
Nach wiederholt verschobenem Auslaufen aus der
Marina standen wir schließlich wieder auf dem See herum. Doch zur Regatta kam es
nicht. Also wurden seufzend wieder Schleppverbände gebildet und die Boxen im
Hafen füllten sich wieder. Später war es am Aushang zu lesen: Mangels Wind
sollten die Pokale ausgewürfelt werden! Also ließen die Steuermänner die Würfel
rollen, um eine zweifelhafte Siegerehrung zu ermöglichen, bei der keiner von uns
Dresdnern einen Pokal mit nach Hause nehmen sollte.
Während die Gust'l mit Benjamin und mir und Johannes einhand auf seinem Boot die
20er-Regatta bestaunten und später, nachdem wir uns verflucht hatten, da wir
weder Anker noch Fotoapparat und Fernglas mitgenommen hatten, unter Spinnaker
wieder zurückkehrten, unternahmen die anderen eine Badetour der Extraklasse.
Montag, 02.08.04, 22. Tag
Eine Spende für die Optisegler im Büro des
sympathischen Hafenmeisters legalisierte die Übernachtung von Sonntag zu Montag.
Nach stressfreiem Zusammenpacken und Einkaufen segelten wir bei bescheidenem
Wind wieder zu unserer ehemaligen Stelle an der anderen Seite des Sees, da wir
keine bessere finden konnten. Weiter ging es im Programm mit Cappuccinotrinken,
Feuerholz sammeln und Sonnenbaden im Nichtwind. Beim Lagerfeuer verbrachten wir
den Rest des wenig produktiven Tages, bis nach und nach immer mehr müde Segler
in ihren Zelten bzw. Booten verschwanden und Robert und ich ein paar
unterhaltungsreiche Stunden später einen Sonnenfaufgang erleben durften. Doch
dann waren auch wir müde.
Dienstag, 03.08.04, 23. Tag
Verhältnismäßig zeitig verließen wir das Zelt,
da die stickige, warme Luft darin ein Ausschlafen unmöglich machte. Unter
Motorengeräuschen suchten wir mit drei Booten das Malchower Kino auf und
bezahlten für das Popcorn fast genauso viel wie für die Kinokarten, bis wir uns
nach dem Eisessen erwartungsvoll in die bequemen Kinosessel fallen ließen. Wir
wurden vom Kleinstadtkino nicht enttäuscht, denn Bullys parodiegespickter Film
"Traumschiff Surprise Periode 1" zwang uns trotz der ungewohnt kleinen Leinwand
zum Dauerlachen. Als sich unsere Kieferkrämpfe wieder gelöst hatten, schauten
wir uns die Drehbrücke einmal von Land aus an, wo wir dank eines verdammt kurzen
Minirocks und einer Böe tiefe Einblicke erhielten. Nur Benjamin und Max hatten
den Tag segelnd auf meinem "Patenboot" Gust'l verbracht und mussten wohl auch
ganz guten Wind gehabt haben.
Mittwoch, 04.08.04, 24. Tag
Um neun Uhr war Aufstehen angesetzt, da wir
den für elf Uhr geplanten 20er-Start am anderen Ende des Sees nicht verpüassen
wollten. Doch wieder fehlte entsprechender Wind, sodass wir keinen der
formverleimten Dreimannboote zu Gesicht bekamen. Also legten wir uns zwecks
Abkühlung im Wasser nebeneinander vor Anker, Fred und Robert fuhren noch einmal
zum Einkaufen nach Plau und langsam, ganz langsam, nahm der Wind zu, sodass
gegen fünf Uhr endlich die 730-Kg-Jollenkreuzer erschienen. Wir beobachteten den
Start und legten uns an der Luvtonne vor Anker, um die Spimanöver aus der Nähe
zu sehen.
→ Die allgemeine Stimmung unter uns Wasserwanderern ist gut, auch wenn es
innermannschaftliche Probleme gibt. So deuten derzeitige Gegebenheiten leider
darauf hin, dass weder die Mannschaft der Tamrit, noch die Mannschaft der
Periplus in dieser Konstellation an der nächsten Jugendsommerfahrt teilnehmen
wird.
Donnerstag, 05.08.04, 25.
Tag
Wieder lagen wir neben der 20er-Regatta auf
der Lauer, als plötzlich eine lautes "Mann über Bord!" ertönte und wir sahen,
wie ein Segler eines 20ers abgerutscht und über Bord gegangen war. Schnell hatte
der andere das Vorsegel gefiert und der Entglittene konnte sich gerade so auf
dem Deck halten, da brüllte er schon: "Nimm das Segel dicht! Nimm das Segel
dicht!" Sofort wurde das Vorsegel wieder dichtgeholt, der nasse Teil der
Schweriner Besatzung hiefte sich wieder an Bord und die Regatta fortgesetzt -
ohne dabei auch nur einen Platz verloren zu haben.
Bald machte sich in weiter Ferne eine Ixylon mit SCW-Stander bemerkbar: Steffen
und Carsten auf der "Caja von Süd". Einige Zeit segelten wir mit den beiden mit,
bis sie sich wieder von uns verabschiedeten und ihre Reise fortsetzten.
Plötzlich hatten wir die Tamrit aus den Augen verloren. Wir sahen uns um, ich
wendete die Gust'l und dann sahen wir sie - und konnten uns vor Lachen kaum
halten. Denn was dort unsere Netzhaut trübte, war tatsächlich die Tamrit, jedoch
war das Großfall gerissen, weswegen sie das Großsegel, soweit dies möglich war,
mit dem Spinnakerfall hochgezogen hatten. Da bei dieser Konstruktion einige
Meter am Mast noch frei waren, hatte unten eine ganze Menge Segel über den
Großbaum gehangen. Was also tun? Ganz einfach, man rollt das Groß unten über den
Großbaum, bis dieser zumindestens knapp über Deck hängt. Das Ergebnis: Eine Ixy
mit Großsegel auf Halbmast, es war ein Meisterwerk der Improvisation!
Die Tamrit krebste wieder an Land und in olympiaverdächtiger Rekordzeit wurde
das Fall repariert, sodass wir diesem Tag nochmals bis zur Dämmerung den Stempel
unserer Segel aufdrückten. Weiterer Höhepunkt dieses Tages: Benjamin feierte
seinen inzwischen sechsten Wespenstich!
Freitag, 06.08.04, 26. Tag
Wir packten die Zelte und all den anderen Kram
in unsere Boote und wollten, bevor wir dem Plauer See endgültig den Rücken
kehrten, nochmals bei der 20er Regatta vorbeischauen. Und als ob sich der See
von uns verabschieden wollte, wehte nochmals eine 5-6 und obwohl wir uns es
nicht erträumt hätten, kamen wir trotz den vollgepackten Ixylons - man glaubt es
kaum - ins Gleiten.
Zurück in Malchow räumten wir erstmal die Boote leer, besegelten nochmals den
Fleesensee und fanden uns dann gegen 19 Uhr wieder am Steg ein. Etwas wehmütig
versuchten wir zu begreifen, dass dies nun das Ende unseres Urlaubs war. Doch es
kam anders, denn als Steffen bemerkte, dass so viele Ixylons aus Dresden vor Ort
waren, ließ er von einem "Ballett" samt XY-Shooting nicht ab. So fuhren die
Gust'l und die Tamrit in Stammbesetzung, die Periplus mit Paul, Caja mit Steffen
und Carsten und die Max'l mit Helmut und Andre in Gänsereihe vor dem Steg hin
und her, während Frau Löbe fleißig Bilder schoss. Nun wäre der Tag wirklich zu
Ende gewesen. Hätten Max und ich uns nicht spontan dazu geeinigt, doch nochmal
raus auf den Fleesensee zu segeln. Ohne ein Wort zu verlieren, nahmen wir Kurs
auf den See - und alle anderen Ixylons folgten uns. Während also die Sonne
hinter den Bäumen verschwand, segelten vier Wachwitzer und eine Loschwitzer
Ixylon bis zur Dämmerung, einige sogar bis zur Dunkelheit und kosteten ein
letztes Mal den guten Wind voll aus. Einen würdigeren Abschluss für unsere
diesjährige Sommerfahrt hätte man sich wohl kaum wünschen können.
Nun galt es, trotz der Dunkelheit unseren Hunger zu stillen. Wir aßen Nudeln,
bis wir keine mehr sehen konnten. Eigentlich, so ist es Tradition, wollten wir
die letzte Nacht unseres Törns kein Auge zutun, sonern die Nacht durchmachen.
Doch nachdem Johannes nach den Worten "Ich ruh mich mal kurz aus" wie tot auf
seine Matratze plumpste, gestanden auch wir anderen uns ein, dass wir einfach
nur noch müde waren.
Samstag, 07.08.04, 27. Tag
Die Nacht fand schon kurz nach neun ihr
bitteres Ende. Gerade aufgestanden, begann schon das große Packen, Räumen,
Schleppen, Slippen und was nach solch einer doch besonderen Fahrt eben so alles
nötig ist. Auch wenn wir nun nicht mehr segeln konnten, so war doch Wind und das
letzte segelnde Boot, was wir sahen, war - welch ein Zufall - der 20er "Damayanti",
das Boot des Siegers der Deutschen Meisterschaft im Jahr 2003. Gegen 14:15 Uhr
verabschiedeten wir uns von Malchow und Johannes Vater fuhr uns und den
Doppeljollenhänger samt Gust'l und Tamrit in eine Stadt, in der wir schon lange
nicht mehr gewesen waren: Nach Dresden.