Ausbildungswanderfahrt nach Melnik im August 2008                 (BB)

Nach tagelangem Basteln, Einkaufen und Packen begannen 10 Segler und Seesportler am 16. August (Samstag)  die Ausbildungsfahrt nach Melnik. Während Sarah und Bert den Kutter "Ruckswilli" beluden, belehrte Iris die 7 Jungs zwischen 10 und 13 Jahren über die Regeln an Bord. Dann wurde der Filius "Boreas" abgeslippt und fast planmäßig legten beide Boote gegen 10.45 Uhr ab! Zurück blieben die Eltern, die es kaum fassen konnten, wie viel Gepäck und Proviant auf das offene Boot mit gerade einmal 7,5 Metern Länge passten. Die Stimmung an Bord war gut, vielleicht auch wegen der Aussicht auf die vielen Kekspackungen, die von den Familien zusätzlich zur Verfügung gestellt wurden und Smutje Iris etwas nervös machten, hatte sie doch eher Gemüse und Obst geplant, aber auch schon die tägliche Keks-Vesper an Bord geschafft.
Leider zogen kurz nach dem Start dunkle Wolken auf und nach kaum 10 Kilometern stromauf begann es zu regnen. So musste die Kutterplane aufgebaut werden und auch die neueste Kutterausrüstung - eine von Bert kurz vor der Fahrt gebaute zusätzliche Plane für den Steuermann - hatte ihren ersten Einsatz. So ging es gegen steigendes Wasser mit etwa 6 km/h voran, vorbei an Pirna, Wehlen, Rathen, Königstein und Bad Schandau. Stündlich wechselten Steuermann und ein Leinenposten, der zur Beobachtung des geschleppten Filius eingesetzt wurde. Anfangs wurde auch der Filius mit einem Steuermann bemannt, aber ein Test zeigte später, dass das Boot auch gut allein im Schlepp lief. So konnte sich die jeweilige Freiwache mit wesentlich interessanteren Dingen beschäftigen, ausruhen, spielen und essen! Tagsüber wurde das Essen übrigens auf einige wesentliche Dinge beschränkt: Brot, Gemüse (vor allem Zwiebel), Obst, Dauerwurst, Käse und - die besagten Kekse! Reihum ging dazu regelmäßig eine Schale herum, aus der sich jeder bedienen konnte. Beliebt war in diesen Minuten immer die Position des Steuermanns, bekam der doch als allererster die Schale gereicht!  Satt wurde jeder, manche Mannschaftsmitglieder hatten außerdem in ihren Duchtentaschen kleine (manche auch große und nicht enden wollende) Reserven, die sich in den kommenden Tagen teilweise durch herumliegenden Bonbonpapier verrieten. 

     

Erstes Etappenziel war der Yachtclub Postelwitz, den die Mannschaft gegen 18.00 Uhr erreichten. Paul komplettierte die Mannschaft nun. Freundlicherweise schickte uns seine Mutti gleich das vorbereitete Abendbrot (schon warme Pellkartoffeln) mit und sein Vater die Grundlage kommender Abendbrote - ausreichend Brennholz! Das zusätzliche Gepäck stellte an Packmeisterin Sarah eine  weitere Herausforderung, aber sie machte es mit Spaß und Perfektion. Zu den Pellkartoffeln gab es Butter, Leberwurst und Quark, der übrigens dank der zahlreichen mitgebrachten Kräuter aus Bönisch's Garten "besser schmeckte als in der Schulspeisung" - Naja, wenn das kein Lob ist?!. Danach erledigte der 1.Küchendienst seine Aufgaben, den Abwasch. Gut, dass Clemens und Martin diese Aufgabe freiwillig übernahmen.
Die Übernachtung war für die Jugend im schwimmenden Vereinshaus mit 2 Doppelstockbetten geplant. Zuerst wollten 7 Jungs auf dem Boden zwischen den Betten schlafen (warum eigentlich?), dann wollten alle nicht zur Ruhe kommen... erst als die Erwachsenen sich direkt daneben setzten und die Rasselbande zur Ruhe zwang, zog Ruhe ein. Und dabei kämpften die drei mühsam mit der eigenen Erschöpfung. Dann krochen auch die Großen in die Kojen, die sie sich in dieser Nacht traditionell auf dem Kutter eingerichtet hatten.

           

Am Sonntag ging es recht zeitig los. 64 Kilometer Strecke mit dem Ziel Yachtclub Lovosice waren zurückzulegen, die ersten 46 Kilometer bis Usti mit besonders starke Strömung. Leider stieg das Wasser weiter an und brachte eine weitere Erhöhung der Strömung mit sich. Dafür war das Passieren der vielen Flachstellen und unübersichtlichen Fahrwasser oberhalb von Decin einfacher für die Neulinge am Steuer. Für 6 der Jungs war es die erste Wanderfahrt, nur Paul war zum zweiten Mal dabei. Die Grenze war bald erreicht, dank EU und Schengen fiel die Grenzkontrolle weg. Das Wetter besserte sich, die Sonne schien nach dem für Postelwitz typischen Frühnebel, die Trainer erinnerten noch einmal an Sonnenmützen und Sonnencreme. An der Stromschnelle in Decin spürten wir zum ersten Mal die starke Strömung, es ging kaum noch vorwärts, das Steuern wurde immer schwieriger. Trotz Fahrwassertonnen und Stromruten war es schwer, den richtigen Kurs zu bestimmen. Fährt das Boot zu weit in der Strommitte wird es langsam, fährt es zu weit am Rand besteht die Gefahr des Auflaufens. Zum Schutz des nicht aufholbaren Ruders wurde das (Klapp-)Schwert ein paar Zentimeter gefiert. Vor einigen Jahren musste die WDL-Jugend wegen des Bruchs des Ruderbolzens an der Grenze umkehren. Gegen Mittag war die Ursache für das steigende Wasser klar - ein für die Rheinschifffahrt gebauter riesiger Neubau wurde die Elbe hinab bugsiert.

      

Am Nachmittag erreichten wir die Schleuse in Usti - wie immer beeindruckte im Hintergrund der Schreckenstein. Nach einer kurzen Wartezeit wurde für uns das Schleusentor geöffnet. Riesige Mauern rechts und links erwarteten uns. Unsere beiden Boote sahen in der Schleuse ganz klein aus. Kurze Unruhe gab es, als der Schleusenmeister uns mit der Steuerbordseite anlegen ließ, denn dort hatten wir den Filius längsseits und die Fender waren Backbord. Also musste schnell umgebaut werden - es klappte erstaunlich gut. Dann schoss an der linken Seite der Schleuse das Wasser durch unterirdische Kanäle strudelnd in die Kammer und es ging 8 m nach oben. Das war harte Arbeit für die Leinengasten. Endlich waren wir oben und das Schleusentor ging auf - wir hatten die gestaute Elbe erreicht. Leider fehlte der erhoffte Wind so dass wir auch die letzten 18 km mit Motor zurücklegen mussten. Planmäßig legten wir im Yachtclub Lovosice an und wurden gastfreundlich von Stenek, dem Hafenmeister eingewiesen. Natürlich hatten wir uns schon monatelang vorher in allen Vereinen angekündigt.
Zuerst wurde der Kutter ausgeräumt, 4 Zelte aufgebaut und über dem Lagerfeuer Spirelli gekocht. Die Trainer staunten, wie schnell die Mannschaft ihre Zelte aufgebaut hatte, alle hatten scheinbar ausreichend Campingerfahrung. Auch der Jüngste Nicolas war ganz intensiv dabei, immer wieder baute er hier und dort an seinem Zelt, obwohl es eigentlich schon perfekt stand. Nach dem Essen folgte der tägliche Abwaschdienst und kurze Zeit später wurde ans Zähneputzen erinnert. Das war genau der Zeitpunkt, an dem mindestens einem einfiel, dass er Zahnputzzeug, Trinkflasche oder irgendeine andere wichtige Kleinigkeit in dem auf der anderen Seite des Hafens liegenden und bereits abgeplanten Kutter vergessen hat, diese Szene wiederholte sich fast jeden Tag..     

Am Montag wurde nach dem Wecken gefrühstückt und dann auf beiden Booten die Segel angebaut. Für 3 Wachwitzer Segler war der Umgang mit Reihleine, Gaffel, Besansegel und Geitau eine Neuigkeit.

      

An diesem Tag war das Ziel der Zernosekysee, den alle schon vom Jugendseglertreffen kennen. Nach den vielen Kilometern Schleppfahrt der vergangenen Tage segelte der Filius "Boreas" endlich mit eigener Besatzung aus dem Hafen stromab zur Kanaleinfahrt und wiederum im Schlepp hindurch. Beeindruckend dabei die durch die extreme Trockenheit erstmals sichtbare Sandbank vor der Einfahrt - ein gutes Praxisbeispiel für die im Winter so trocken erscheinenden Erklärungen zu den Strömungsverhältnissen in Flüssen.
Da der Wind uns auch an diesem Tag nicht verwöhnte, wurde an einer Insel erst mal eine Badepause eingelegt. Jeder ließ alles irgendwo im Boot fallen und stürzte ins Wasser. Der Kutter sah aus, wie nach der Schlacht. Nach dem Baden stellte sich dann schnell heraus, dass mehrere Jungs ihre Badehandtücher im Zelt liegen ließen. Das hatte zur Folge, dass sich am Ende 50 % der Mannschaft mit Bönisch`s Handtuch abtrockneten ..! (In den nächsten Tagen wurde beim Baden zunehmend optimiert, indem die meisten Badehosen einfach nicht mehr nass gemacht wurden und so dann auch der Platz zum Trocknen der Handtücher reichte.)
Am späten Vormittag kam doch ein wenig Wind auf. So konnten Kutter und Filius mit wechselnden Besatzungen über den See segeln. Die jungen Segler vom SCW erfuhren dabei, dass ein Boot mit zwei Masten viel aufwändiger zu manövrieren ist als ein Opti, sie lernten auch die Möglichkeiten, die eine erfahrene Kutterbesatzung mit Fock und Besan hat, um auf die Manöver Einfluss zu nehmen. Für den Filius legte Trainer Bert fest, dass die regattaerprobten Wachwitzer den etwas jüngeren Loschwitzern ein wenig von ihrer Segelerfahrung vermitteln. Deshalb wurden anfangs immer gemischte Mannschaften auf der kleinen Jolle eingeteilt. Die Loschwitzern zeigten dafür beim Rudern einen klaren Heimvorteil. Gleichmäßigkeit des Rhythmus, die Führung der Riemen und die Kenntnisse der vielen Kommandos mussten die Wachwitzer erst einmal erlernen.

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Abends am Lagerfeuer wurde Szegediner Gulasch mit Kartoffeln gekocht. Der Hafenhund Rasti war ständig in unserer Nähe, er hatte in der Mannschaft mehrere Spielgefährten gefunden.

Am Dienstag früh wurden die Zelte abgebaut und das komplette Zubehör und Gepäck an Bord geschafft. Sarah vollbrachte dabei wahre Packwunder, während Bert und Iris sich um die Ordnung auf dem Zeltplatz kümmerten Für die 10-13jährige Besatzung war das Ganze eine Herausforderung, sie erledigte es aber meisterhaft. In Rekordzeit war alles auf dem Kutter.

        

Gleich nach der Abfahrt kam die Schleuse von Lovosice. Wie vor jeder Schleuse mussten erst einmal die Fender und Leinen angebracht werden. Kaum zu glauben, wie schwierig und langwierig dabei das Belegen einer Klampe werden kann. Tja, Theorie und Praxis sind eben verschiedene Dinge.... Dann wurden die einzelnen Positionen besetzt, 2 Mann Besatzung mit Schwimmwesten im Filius, im Kutter vorn und hinten jeweils ein Junge am Bootshaken, einer am Motor und vier kräftige Hände in der Bootsmitte zum Bedienen der Leinen. Der kleine Rest der Besatzung trimmte aus.  In diesen Tagen war es übrigens (noch) kein Problem, Freiwillige für die einzelnen Stationen zu finden. Später ließ das Interesse nach. Am letzten Tag fand sich gar kein Freiwilliger, der den Posten am Ruder übernehmen wollte!
Nach jeder Schleuse wurden die Leinen aufgeschossen und die Fender verstaut, schließlich wollten wir nicht als Bumsbeutelboot unterwegs sein. Der Großteil der Mannschaft lernte nun auch den Begriff "Karamelschleuse" kennen. Dieser Begriff entstand auf einer vorhergegangenen Wanderfahrten für Schleusen mit nach unten kippenden Tor, bei dem sich das braune Elbwasser über die Torkante in die Schleusenkammer ergoss. Dann ging es am schönen Städtchen Litomerice vorbei und nach wenigen Kilometern durch die nächste Schleuse. Die Manöverstationen wechseln ständig, Leinenposten, Bootshaken, Filiusbesatzung - die beiden ältesten Jungs Felix und Tobias durften auch in die Schleuse ein- und ausfahren und üben, mit Gashebel sowie Vor- und Rückwärtsgang am 15 PS starken Motor umzugehen.

     

Inzwischen war es recht warm geworden, ein guter Grund für eine kleine Badepause. Mühsam versuchten dann die wechselnden Filius-Besatzungen kreuzend den Kampf gegen die schwache Strömung zu gewinnen. Fast vergeblich, denn der Wind war nur 0- 2 Beaufort stark. Für den schweren und beladenen Kutter reichte der Wind nicht, ab und an wurde er aber mit 2 Riemen gerudert. Dabei zeigten die Loschwitzer Jungs, was in ihnen steckt, Kraft und Rudertechnik beeindruckten. Auch Iris und Sarah mischten sich in die wechselnden Ruderpaare und zeigten, dass auch Frauen gut rudern können. 

Clemens
&
Martin
(WDL)

 

Felix
&
Viktor
(SCW)

Paul
(SCW)
&
Tobias
(WDL) 
 

  Nicolas
(SCW)

Iris
(SCW)
&
Sarah
(WDL) 

     
Am frühen Nachmittag ist nach zwei Schleusen das Ziel in Roudnice erreicht. Der idyllische kleine Yachthafen bietet eine gepflegte Feuerstelle und eine praktische Sitzgruppe, ist aber wegen des typischen Plumpsklo`s  für manchen schrecklich. Eingeweihte wissen auch, dass der nahe gelegene Bahnhof die ganze Nacht lang für Beschallung sorgt.
Kutter ausräumen, Zelte aufbauen und Lagerfeuer anwerfen gehen schnell. Irgendwann am Abend erfuhren wir übrigens, dass ein Segler des Vereines im Finn Dingi gerade erfolgreich bei Olympia startete. Während die Jungs unter Berts Aufsicht baden gehen. Danach gibt es einen kurzen Snack: Tomatenfisch mit Brot und natürlich Zwiebeln! Komischerweise kannte das auch nicht jeder?! Später am Abend kocht Iris zum Ausgleich des Flüssigkeitshaushalts über dem Feuer 4,5 Liter Buchstabensuppe und anschließend (viel zu wenig) Griesbrei. Sarah hat echt zu tun, die Portionen unter den kritischen Augen der Jungs aufzuteilen. Komischerweise sind alle eigentlich schon nach der Suppe satt. Den bereits gekneteten Knüppelkuchen und Folienkartoffeln rundeten das abendliche Essen ab, dabei wird schon ganz intensiv über die verschiedenen Rezepte zum traditionellen Knüppelkuchenwettbewerb gefachsimpelt. Später geht es nach dem Zähneputzen am Elbufer in die Zelte.

          

Am Mittwochmorgen wird zeitig geweckt. Nachts hat es etwas geregnet und gewittert, früh ist davon noch etwas Wind übrig. Nach einem ordentlichen Frühstück werden wie an jedem Morgen alle Trinkflaschen mit frischem Tee gefüllt und los geht es dem Elbkilometer 0 bei Melnik entgegen - anfangs auf der gestauten und breiten Elbe unter Segeln, später zwingen uns die Zeit und die schmaler werdende Elbe mit hohen Bäume am Ufer zur Motorfahrt, der Filius ging wieder in Schlepp. Nach zwei Schleusen und einer etwas knappen Brückendurchfahrt in Steti  ist am frühen Nachmittag Melnik erreicht. Wir fahren in den Elbe-Moldau-Kanal ein, bestaunen die imposante Schleuse Horin, passieren den Kilometer 0 am Zusammenfluss von Elbe und Moldau und besichtigen auf der kleinen Elbe den Hafen Hadic am Kilometer 2.

Unterwasserraupe kreuzt
unser Fahrwasser

Boot kränken bei Steti -
passt der Mast
(unter der Brücke)
durch oder nicht?

Damit haben wir den Wendepunkt unserer Fahrt erreicht. Noch ein Blick auf das Schloss Melnik, einige Gruppenfotos mit Selbstauslöser, ein Abstecher in den Melniker Hafen - dann ging es endgültig wieder stromab.   

        

Viele Wolken drohen mit Regen, aber wir haben Glück. Nach der Schleuse Steti segelt der Filius bei zunehmendem Wind. Alle 2 km wird die Besatzung gewechselt. Kurz vor Roudnice zieht eine Gewitterfront auf. Während die Kutterbesatzung unter der Plane verschwindet, kreuzen Paul und Viktor im Filius stromab, ihre Segelerfahrung kommt ihnen dabei zugute. Es ist beeindruckend, wie die beiden Optisegler als Mannschaft harmonieren. "Das war endlich mal `was Richtiges...." - so ihre Kommentare danach, ein gutes Rezept übrigens auch gegen eine kurze Heimweh- Attacke.

"Das war endlich mal `was Richtiges...."  

Am Abend stand Kartoffelsuppe mit Bockwurst auf dem Speiseplan. Und wieder gab es Diskussionen mit den Mäckeligen, was man denn so an Alternativen über dem Lagerfeuer kochen könnte. Außer Pizzaservice, Griesbrei und Nudeln gab es kaum verwendbare Vorschläge. Die ein wenig traurige Koch-Iris konnte über den Vorschlag "Eierkuchen" wirklich nicht lachen, gab dann aber zur Ehrenrettung 2 Liter Pudding aus dem Tetrapack aus, den alle ganz lecker fanden! 

      

Am Donnerstagmorgen schimpfte Iris erst mal, denn wie jeden Morgen wurden alle durch zwei laute Quatschköpfe im Nachbarzelt viel zu früh geweckt! Der Abbau der Zelte und das Beladen des Kutters ging nach dem Frühstück und Zähneputzen sehr schnell! Die nächsten Kilometer wurden gerudert, auch für die Wachwitzer Jungs war der Umgang mit den Riemen kein Problem mehr. Selbst die körperlich Kleinen (Nicolas und Viktor) schafften sich mit Erfolg, die fehlenden Stemmleisten wurden dabei einfach durch menschliche Fußstützen ersetzt. Beim folgenden Schleusen zeigte sich schon eine gewisse Routine. Inzwischen geht die Fahrt ja wieder nach unten, so dass die Leinenposten nicht mehr ganz so zu kämpfen haben. Danach soll es unter Segeln weitergehe. Jedoch erfüllte auch diesmal der schwache Wind von achtern nicht unsere Wünsche. Dafür wird es immer wärmer. Also gibt es einen Wechsel zwischen Baden, Rudern und Segeln. Der Filius hielt sich dabei immer in Rufweite des Kutters.
Allmählich starb der Wind fast ganz, es wurde sehr schwül. Ganz plötzlich aus heiterem Himmel wurde der Kutter von einem heftigen Windstoß gepackt und die Segel hin und her geworfen. Bevor überhaupt jemand begreift und reagiert, ist alles vorüber Man sieht auf einmal einen Windwirbel im Bogen auf den Filius zulaufen. Der Mini-Tornado schüttelt das Boot kräftig durch, wirft die Segel hin und her. Zufälligerweise waren wieder Paul und Viktor auf dem Filius. Die beiden reagierten meisterhaft und können ein Kentern verhindern. . Bert lässt trotzdem sofort die Fock bergen. Kurz darauf sahen wir die Windhose weiterwandern und im großen Bogen auf das Ufer zulaufen, ihr rotierender Wirbel ist auf der Wasseroberfläche deutlich zu erkennen. Am Ufer verlor sie sich so plötzlich, wie sie gekommen ist. Erst jetzt wurde klar, was passiert ist. Zum Glück hat dabei keiner Schaden genommen. In den Stunden danach sind wir sehr aufmerksam, jedoch bleibt der Wind schwach. Nach insgesamt drei Schleusen kommen wir in wieder Lovosice an - leider mit einem kleinen Kranken an Bord, Sonne und/oder die Anstrengungen beim Baden hatten ihn wahrscheinlich zu sehr belastet. Kaum zu glauben, wie still auf einmal eine Mannschaft sein kann, wenn einer sich ausruhen soll - beeindruckend.

     

Im Hafen Lovosice begrüßte Rasti seine Freunde. Nach dem notwendig gewordenen Einkauf gab es Nudeln mit einer ordentlichen Tomatensoße (scheinbar endlich mal für alle lecker!). Den ganzen Abend beschallt uns vom nahe liegenden Park ein Heavy Metal- Konzert. Jedenfalls nennen es andere so! Für uns auf dem Zeltplatz war es nur unbeschreiblicher Krach, zum Glück ging der Lärm nur die halbe Nacht.

Der Freitag war planmäßig noch einmal Segel- und Badetag, dazu ging es auf den Kiessee. Wieder einmal wurde auf dem Kutter gerudert, da uns auch an diesem Tag der Wind im Stich ließ. Für den Filius reicht es jedoch aus, wechselnde Besatzungen segelten ihn. Zum Abschluss versuchten sich alle noch einmal mit einer weiteren Fortbewegungsart - dem Wriggen. Kaum zu glauben, aber das schwere Boot bewegte sich so bis zur Kanaleinfahrt.

            

Zurück im Seglerhafen soll nach Reissalat und Bratwurst endlich der lange angekündigte Knüppelkuchenteigwettbewerb stattfinden. Kaum zu glauben, was man in einen Teig so hineinrühren kann, Tomate, Salami, Käse, Mais, Kümmel, Zwiebeln, Salz, Zucker, Zimt, Apfel, Schokolade, Kakao, Nüsse - 6 verschiedene Teige wurden durch 8 Probanden getestet. Am Ende wurde Viktors Teig als bester festgestellt (auch wenn die Auswertung der Punkte erst in Dresden erfolgte).

Platz

Bäcker (Art des Teiges)

1. Viktor (herzhaft)
2. Felix (süß) & Martin (süß)
3. Clemens (herzhaft)
4. Paul (herzhaft)
5. Nicolas (süß)

    

Nachts regnet es zum Abschied noch mal, so dass die Zelte am nächsten Morgen gleich nach Sonnenaufgang nass eingepackt werden mussten. Das Verladen auf den Kutter verlief schnell und reibungslos. Holz und Proviant fehlten, so dass das Boot richtig leer erschien.

 

Am Samstag legt der Kutter schon 8 Uhr ein letztes Mal ab, im Schlepp den Filius. Nach zwei Stunden wurde die Schleuse Usti erreicht. Wie immer ist der Schleusenmeister freundlich und staunt über die Großfamilie. Der Unterpegel ist flach wie nie. Nur 1,3 m. Die Kutterführer müssen höllisch aufpassen, um bei der rasanten Fahrt nicht aufzulaufen. Weiter geht's zur Grenze und bis nach Dresden zurück in den Loschwitzer Hafen. Unterwegs gibt es einen frischen und leichten Kartoffelsalat mit Bockwurst - wieder nicht ganz nach dem Geschmack aller Mitfahrer. Iris nimmt's inzwischen gelassen!
Inzwischen nimmt der Gegenwind zu. Die optimistischen Ankommzeiten werden immer mehr an die ursprünglich angesetzte 17 Uhr- Marke geschoben, zahlreiche gegen den Wind kämpfende Paddelboote heben ihre Schleppleine und wollen mitgenommen werden, was zu unpassenden Bemerkungen unserer Jungs führt. In Höhe Rathen machen die Trainer die am Vorabend vorbereitete Auswertung. Jeder Teilnehmer bekommt eine persönliche Einschätzung, im Ganzen ist dabei viel Lob zu hören, wichtiger sind aber natürlich die kritischen Hinweise.

  

In Loschwitz musste der Kutter noch ausgeladen werden. Die gute Besatzung und helfende Eltern machten das beeindruckend schnell. Zum Abschluss bekam jeder noch seine Teilnahmeurkunde.

  

Insgesamt ist der Kutter über 355 km gefahren, davon leider nur 29 gesegelt (Filiusmannschaften wesentlich mehr) aber immerhin 21 gerudert. Es wurden 12 Schleusen bewältigt.