Kutterfahrt 1998 (Bericht von Felix Liebscher  / SCW)

 

25.07.98

Die Fahrt begann mit einem Superlativ: Unmengen an Gepäck mußten im Kutter  „Ruckswilli“ verstaut werden. Um drei Viertel elf, nachdem so langsam alle eingetrudelt und der Kutter fertig war, ging es dann endlich los. Natürlich begann zu genau dieser Zeit ein leichter Nieselregen, der den ganzen Tag anhalten sollte. Aber ein paar fleißige Hände hatten ja vor der Reise noch eine Plane genäht, die sich im Laufe der Zeit als sehr praktisch erwies. Wie ich bald feststellte, mußte der Zwiebelverbrauch trotz der gekochten Eier, Tomaten und anderem Gemüse so hoch sein (Bert hatte den ganzen Kofferraum voll) daß es sich hierbei ja nur um das Grundnahrungsmittel handeln konnte! Ich habe natürlich auch das universelle Klo kennengelernt. Habt ihr euch schon mal überlegt, wie man als hochzivilisierter Mitteleuropäer, der sich ständig  in der Nähe eines hoch technisierten Wasserklosetts aufhält, sein Geschäft verrichtet? Hier eine Kurzanleitung:

Zunächst diszipliniere man seinen Körper in der Form, das derlei Bedürfnisse zu Zeiten, an denen man sich an Land befindet, aufkommen. Dann nehme man einen Armyspaten nebst einer Rolle KloPa, suche sich ein ruhiges Plätzchen, hebe eine kleine Grube aus, stecke den Spaten vor sich in die Erde, stülpe die Rolle KloPa über den Stiel und nun toi toi toi. Anschließend Grube wieder schließen ( gilt nur in der freien Natur, nicht in Ortschaften!). Spätestens nach der ersten Nacht hatten das alle kapiert. Wir erreichten den Hafen von Prossen (13,2 km von der tschechischen Grenze entfernt) und legten an einer Steintreppe mit einem Riesenhaften Zeltnagel an. Nach achtern sicherten wir das Boot mit dem Heckanker Der nun folgende Zeltaufbau gestaltete sich schwierig, weil der Untergrund schlecht war und besonders der jüngere Teil der Besatzung wenig Ahnung hatte. Deshalb gab es in den nächsten Tagen eine zunehmende Arbeitsteilung und jeder half dort mit , wo er sich auskannte.

 

Damen: Küche

Herren: Technik

 

26.07.98

Der nächste Tag begann mit Arbeit. Nach Aufstehen, Waschen, Zähneputzen und Frühstücken mußten die Zelte eingepackt und das Gepäck verstaut werden. Dafür sollte man je nach Wetterlage schon mal2-3 Stunden einplanen. Zunächst gab es zwei Zwischenstopps:  In Bad Schandau am Kai vor dem Bahnhof ( im Bahnhof wurde der Müll entsorgt) und der zweite Stopp erfolgte am YC Postelwitz um Wasser zu Bunkern. Mal abgesehen von zwei km „Focksegeln“ nutzte die Mannschaft den Tag zu folgenden Aktivitäten:

- ein Drittel der Crew las

- ein Drittel der Crew spielte

- ein Drittel der Crew widmete sich der Fortbewegung des Bootes

So gegen 11.45 Uhr kam dann am Schönen linken Ufer eine Straße und man konnte in der Ferne ein Großes, halbrundes Haus sehen. Es stellte sich heraus, daß es das Zollhaus der deutschtschechischen Grenze war. Wir gingen An einem Steg unterhalb des Zollhauses längsseits, suchten unsere Ausweise und liefen die Stufen hinauf zum Grenzwärter. Allerdings brauchten wir ihm die Ausweise nur kurz zeigen und konnten ganz schnell, nachdem Bert und Iris noch Getränke geholt hatten, weiterfahren. Auch noch einmal immerhin 2,5 km „Focksegeln“ war noch drin. So gegen Abend machten wir dann an einem der schönsten Elbstrände fest, um gelungene Spaghettis zu essen und dann in die Schlafsäcke zu fallen.

 

27.07.98

An diesem Tag war es schon am Morgen ziemlich warm .Ungefähr um zehn konnten wir dann planmäßig ablegen, mit Motor! Dann kam die erste Schleuse in Sicht, alle waren gespannt und die erste Aufgabe war Masten legen. Und nun ab in die Höhe, es sah ja doch ziemlich gewaltig aus. Die Fahrt verlief ganz ruhig ( zwischendurch ein Tankstop) bis zur Kiesgrube bei Lovosice. Dort wurde natürlich erst einmal ausgiebig gebadet (im Wasser sowie in der Sonne) und danach eingekauft. Es begann ein unangenehmer Nieselregen und so wurde beschlossen einmal bis zur Schleuse in von Lovosice und zurück zufahren. Danach machten wir in der Kiesgrube fest und nach ca. zwei stunden unter der Plane des Kutters entschlossen sich die Erwachsenen, die Zelte aufzubauen. Nach der Nudelsuppe am Abend war dann Ruhe.

 

28.07.98

Heute war Ausschlafen angesagt (bis um acht) und schließlich wurde gebadet. Danach ging es wieder zur Schleuse doch diesmal fuhren wir auch hindurch. Es sollten noch zwei weitere Schleusen folgen (Ceske Kopisty und Roudnice) und zwischendurch konnten wir einmal die Fock setzen und wieder bergen, sowie den Kutter wegen eines Gewitters abplanen. Doch auf den Sturm folgt die Ruhe und auf ein Gewitter die Sonne. In Roudnice gab es einen Stadtrundgang, danach Klöße mit köstlichem Gulasch und um halb elf war auch dieser Tag beendet.

 

29.07.89

Der Tag begann wie üblich, doch 10 Minuten nach dem Ablegen konnten wir das erste mal ohne Motor segeln. Zuerst wurde der Spinnaker gesetzt und kurz darauf Besan und Groß. Leider wahrte dieser Spaß nicht Lange und nach ca. einer Stunde ging der Motor wieder an. Schon kam die Schleuse von Racice-Steti mit der Brücke Steti. Da war Kränken angesagt. Und es gelang uns samt Kutter ohne Mastlegen unter der Brücke durch. Kurz darauf folgte die Schleuse Berkovice und dann der Hafen von Melnik-Hadik, wo wieder einmal eingekauft wurde. Naja, viele Mäuler essen viel. Leider haben wir keinen Hafen im Zentrum von Melnik gefunden und so sahen wir auch nicht sehr viel von dieser Stadt. Danach fuhren wir ab zur Schleuse von Obristvi, aber da wurde leider schon verfrüht Feierabend gemacht. Nachdem wir oft versucht haben ans Land zu kommen gelang es uns auch (an einer Hafenmole) gab es eine große Klettenschlacht in der beide Seiten sehr viel einstecken und sich die beiden männlichen Vertreter am Ende zurückziehen mußten. Zur Stärkung der mutigen Kriegerinnen und Krieger gab es Pellkartoffeln mit Quark und kurz darauf war Nachtruhe.

 

30.07.98

Das übliche Gewusel früh und das Segeln!!! Bis zur Schleuse von Berkovice waren der Anfang dieses schönen Tages. Wir konnten bis zur Schleuse von Racice segeln, auch wenn wir den Kutter einmal durch eine Brücke kränken mußten. Unter Motor folgte die Schleuse von Roudnice und dann hieß es wieder „Vollgas unter segeln“. Leider nur bis zur Schleuse von Ceske Kopisty. Darauf folgte ein Einkauf in Litomerice. Zu aller Freude motorten wir anschließend zum Baden durch die Schleuse von Lovosice in die Kiesgrube. Es gab wiederum gut gelungene Spaghetti und ab drei Viertel zehn war Nachtruhe angesagt.

 

 

 

31.07.98

Um sechs Uhr standen die Mädels auf der Matte und weckten uns Jungen. Das war natürlich nicht im Sinne der Erziehungsberechtigten, welche erstens sagten, daß wir den Schlaf bräuchten, und zweitens selber noch ein wenig Ruhe brauchten. Der Tag begann jedenfalls offiziell halb acht. Der Tag bestand im Großen und Ganzen darin, zwischen dem Sand- und Badestrand und dem Zeltplatz hin und herzusegeln. Zwischendurch kaufte Bert noch einen Opti mit Benzina-Werbung für den WDL, der dann auch gleich gründlich eingeweiht wurde. Am Abend gab es Reis mit Letscho sowie eine Belehrung, daß wir früh am Morgen zu schlafen hätten.

 

01.08.98

Der Morgen war Routine und bei Sonne wurde erst einmal ausgiebig gebadet. Danach ging es auf die Elbe (der Opti mit Ralf am Steuer segelte munter hinterher) und es wurde erst einmal getankt. Bis zur Schleuse Usti konnten wir dann durchsegeln wo der Großmast gelegt (und danach natürlich wieder gestellt) wurde. Nachdem wir dann an der Grenze einen Einkaufsbummel machten legten wir schließlich in Prossen an, aßen zum dritten mal in Folge gelungene Spaghettis und gingen wir nach der Ausarbeitung eines Plans zu Bett.

 

02.08.98

Heute war Abreise angesagt und die am Vortag beschlossene Idee wurde ausgeführt. Die Zelte wurden leise abgebaut (obwohl ich mir fast sicher bin, daß die Erwachsenen etwas mitbekommen haben) und Frühstück gemacht. Es war geradeso rechtzeitig alles fertig und ich denke, die Überraschung war gelungen. Die Fahrt ist aus meiner Sicht sehr gelungen, Alle hatten Spaß und Grund zur Freude gab es oft genug.

Unser Ziel: Kutterfahrt ´99 auf breiterer Basis und für alle Interessenten.