Der Kinder- und Jugendsegelsport auf der Oberelbe

Es dürfte kaum strittig sein, dass es wünschenswert ist, stetig Kinder und Jugendliche für den Segelsport- nicht zuletzt auch für unser Heimatrevier- die Oberelbe zu gewinnen und auszubilden. Dies gilt auch oder um so mehr angesichts der mehr oder weniger deutlichen Erwartungen und dem gewandelten Interessen von potentiellen Seglern in die Vereinsarbeit, z.B.:

Wir sind der hingegen der Auffassung:

Es ist deshalb aus wohlverstandenem eigenen Interesse der Fortführung des Vereinssegelsports auf der Oberelbe und gleichermaßen auch aus sozialer Verantwortung für die heranwachsenden notwendig, immer wieder neue junge Menschen an den Segelsport auch in unserem Heimatrevier heranzuführen und für diesen Sport zu gewinnen. Tendenzen der Überalterung von Vereinen muss entschiedener entgegengewirkt werden., als Orientierung sollte gelte, dass etwa 30 % der Mitglieder eines Vereins unter 18 Jahre alt sein sollte.

Die Erfahrungen der letzten Jahre besagen, dass

  1. diese Ziel nicht im Selbstlauf zu erreichen ist, etwa durch das heranwachsen der eigenen Kinder, sondern eine aktive, auch nach außen gerichtete Arbeit erfordert

  2. diese Ziel durch die Vereinsöffentlichkeit akzeptiert und verinnerlicht werden muss, soll Kinder- und Jugendarbeit nicht zur belächelten Marotte einiger Philanthropen abgestempelt werden.

Diesen Klärungsprozess muss jeder Verein für sich selbst durchleben und organisieren.

Gleichzeitig müssen die Bedingungen für die Kinder- und Jugendarbeit genauer untersucht und davon ausgehend neue und unkonventionelle Lösungen für herangereifte Probleme gesucht werden. Wir haben insbesond4er davon auszugehen, dass heutige Kinder und Jugendliche auf anderem Wege zum Segeln im Verein kommen wie die Generationen, die die Vereine in den letzten Jahrzehnten prägten. Es wirken hier all jene Faktoren, die oben angeführt wurden. Hinzu kommt insbesondere bei Kindern und Jugendlichen eine ganz besondere durch die Medien und die Sportgeräte- und –Bekleidungsindustrie ausgelöste und geförderte Neigung zu kurzlebigen Trendsportarten und Events. Schließlich ist nicht zu unterschätzen, dass kommerziell betriebene Sportbootschulen, Charterunternehmen, Unternehmen der Freizeit- und Urlaubsindustrie auch im Segelsport selbst attraktive Angebote mit professionellen Ansprüchen und Anstrichen gerade an Kinder und Jugendliche richten.

Wollen wir uns gegenüber der Sport- und Freizeitindustrie behaupten, müssen (neben den anderen unbestreitbaren vereinsbezogener Kinder- und Jugendarbeit) unsere Angebote auch professioneller werden und dürfen hinsichtlich Qualität der Ausbildung, Können der Ausbilder Qualität der technischen Ausbildungsbasis und Professionalität ihrer Organisation nicht weit abgeschlagen werden. In diesem Zusammenhang wird häufig die Meinung vertreten, dass eine solche moderne Kinder- und Jugendausbildung durch die Vereine finanziell nicht zu tragen sei. Dies ist und bleibt auch eine große Herausforderung. Tatsache ist aber auch, dass gerade für dieses Gebiet am ehesten Fördermittel und auch Spenden und Sponsoren zu gewinnen sind. Der SCW erreichte in den vergangenen Jahren bei moderaten Beiträgen der Kinder- und Jugendlichen eine ausgeglichene Finanzsituation für den Kinder- und Jugendsport, wenn auch bei noch zu langsamer Erneuerung des überalterten Bootsbestandes.

Schließlich sei auf einen letzten Zusammenhang verwiesen:

Effektive und qualifizierte Ausbildung wie auch Bindung von Jugendlichen an den Vereinssport- vor allem auch jener, die von außen zu uns kommen, erfordern gleichermaßen größere Gruppen, Konzentration und Zusammenfassung. Aktuelle psychologische Untersuchungen haben nachgewiesen, dass Kinder erst ab Gruppenstärken von etwa 30 Gleichaltrigen eine eigene gruppenstabilisierende Gruppenidentität entwickeln, wesentlich kleinere Gruppen hingegen bleiben instabil und zerfallen bei geringen Störungen und Spannungen.

Manche Vereine mussten gerade in den letzten Jahren diese Erfahrung machen und sie spürten dann auch, wie schwer es ist, den Kinder- und Jugendsport wieder aufzubauen, nachdem er einmal eingeschlafen ist. Besteht hingegen eine stabile Kinder- und Jugendgruppe mit eigener Identität und Mentalität, dann trägt sie sich insofern selbst, dass sie weitere Interessierte anzieht und gewinnt.

All diese Überlegungen führen hin zu folgender Feststellung:

Die unabdingbar notwendige Verbreiterung des Kinder- und Jugendsegelsports auf der Oberelbe muss einerseits in jedem Verein selbst als Ziel bis zu Ende geklärt werden. Und andererseits kann eine einigermaßen effektive Kinder- und Jugendarbeit nicht mehr in einem einzelnen Verein realisiert werden. Sie muss Gemeinschaftsaufgabe aller Elbvereine sein.

Dazu sollten die Grundzüge eines Gemeinschaftsprojekts "Kinder- und Jugendsegeln auf der Oberelbe" unter Berücksichtigung vorhandener Ergebnisse und Erfahrungen vor allem im Wirken des SCW und des WDL ausgearbeitet und in einem Vertrag zwischen den Elbvereinen fixiert werden. Der Revierausschuss als Gremium der Vereinsvorsitzenden ist dazu das entscheidende, kompetente und befugte Gremium. Eine Arbeitsgruppe aus den Jugendleitern aller Vereine (die u.U. sehr schnell gewonnen werden müssen) , sollte die Sacharbeit leisten.

Grundzüge sollten sein:

  1. die gemeinsame Verpflichtung die Kinder- und Jugendausbildung zu verstärken und junge Mitglieder für den Verein zu gewinnen. Zielorientierung sollte für jeden Verein die Drittelgrenze sein.

  2. die Bildung eines gemeinsamen Trainerrates und die gezielte Gewinnung und Ausbildung von einem Übungsleiter je 30 Clubmitglieder in jedem Verein

  3. die auf einer Zustandsanalyse beruhende Ausarbeitung einer abgestimmten Konzeption für die Entwicklung der Bootsbasis für den Kinder- und Jugendsport

  4. gemeinsame Aktionen für die Gewinnung neuer Kinder und Jugendlicher für den Vereinssegelsport

  5. Schaffung gemeinsamer Ausbildungsgruppen und eines gemeinsamen Trainingsplans

  6. Schaffung von vereinsübergreifenden Selbstverwaltungsstrukturen in den Trainingsgruppen

  7. Aufstellung eines gemeinsamen Haushalts für den Kinder- und Jugendsport, der jedoch anteilig in den Vereinen zu führen ist. In den gemeinsamen Haushalt ist ein Minimumbeitrag jedes Vereins als Grundstock in Höhe von 5 % des Clubhaushalts einzuzahlen.

Der Revierausschuss sollte nicht nur diese Vereinbarung verabschieden, sondern jährlich Berichte des gemeinsamen Trainerrates und seine Vorschläge für das kommende Jahr diskutieren und festlegen.

Autor: Hartmut Herrlich (SCW) im März 2000